Synagoge Mirow
Region: Mecklenburgische Seenplatte
Adresse: Mirow, Fischergang
Erhaltung: abgerissen
Geschichte der Synagoge
Es liegen keinerlei Hinweise auf eine jüdische Bevölkerung in Mirow während der ersten Phase der jüdischen Besiedlung Mecklenburgs vor, so dass auch keine Aussagen zu einer Synagoge in dieser Zeit gemacht werden können.
Nach der jüdischen Wiederbesiedlung muss es zeitlich nacheinander mindestens zwei jüdische Gotteshäuser in Mirow gegeben haben. Schon 1799 beschloss die jüdische Gemeinde durch die Gemeindemitglieder Isaac Abraham, Jacob Levin, Jacob Abraham, Meyer Jacob, Moses Baruch und Philipp Salomon Levy den Bau einer eigenen Synagoge. Wo diese anschließend errichtet wurde, ist unbekannt. Laut einer Festschrift von 1927 soll der Name der Gärten “bi de Judenkirch” auf den ehemaligen Synagogenstandort hinweisen. In einem der Gärten sollen Steine und Scherben gefunden worden sein, die auf eine Synagoge hingewiesen haben sollen. Im gleichen Jahr erließ der Rabbiner Levin Emanuel, der spätere Landesrabbiner von Mecklenburg-Strelitz, auch eine Synagogenordnung für Mirow. Die weitere Geschichte dieses Synagogengebäudes liegt im Dunkeln.
Ohne dass die Gründe für die Notwendigkeit bekannt wären, beantragte die jüdische Gemeinde von Mirow mit Schreiben vom 12. Juli 1858 den Neubau der Synagoge, die gleichzeitig auch eine Lehrerwohnung beinhalten sollte, und bat um kostenlose Bereitstellung der Materialien wie Holz, Kalk und gebrannte Steine. Erst am 28. Januar 1860 scheint der Plan nach positiver Prüfung der finanziellen Tragbarkeit des Vorhabens durch das Großherzogliche Amt hinreichend Gestalt angenommen zu haben. Danach wurde für den Bau durch die Gemeinde eine Anleihe von 750 Courant aufgenommen, die über die Folgejahre durch die Einnahmen aus den Gemeindebeiträgen abgetragen und durch die Verpfändung des gesamten beweglichen und unbeweglichen Gemeindevermögens gesichert werden sollte. Die Kreditaufnahme war zuvor am 24. Januar 1860 durch den Vorstand der jüdischen Gemeinde A. J. Philippson und Jacoby Heine sowie durch die Gemeindemitglieder Jacoby Philippson, S. Herzfeld, S. Levin, H. Herzfeld, Moses Heine, S. Philippson, B. Burgheim, A. Philippson senior und G. Burgheim beschlossen worden. Die Synagoge wurde danach im Mirower Fischergang errichtet. Am 29. April 1863 wurden der Gemeinde auch die Materialien für den Bau einer Barriere um die Synagoge bewilligt, womit nur eine übliche Mauer gemeint gewesen sein kann.
Auch die weitere Geschichte dieses Gebäudes ist derzeit nur unzureichend erforscht. Einer Quelle aus dem Jahr 1912 zufolge wurde die Mirower Synagoge zu diesem Zeitpunkt bereits seit Jahren nicht mehr genutzt und befand sich in einem reparaturbedürftigen Zustand. Die Eigentumsverhältnisse zu diesem Zeitpunkt sind unklar. Das Synagogengebäude soll später als Lagerhalle genutzt, aber einige Jahre später abgerissen worden sein.
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 04.10.2016)
- Arlt, Klaus / Beyer, Constantin / Ehlers, Ingrid / Etzold, Alfred / Fahning, Kerstin Antje: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Wichern-Verlag, Berlin 1992
- Landeshauptarchiv Schwerin: Rep. 4.11-17/3, Nr. 919, 921, 922 (Dominialamt Mirow)