Synagoge Krakow am See
Region: Rostock
Adresse: Krakow am See, Schulplatz 1 (Plauer Straße Nr. 7/Plauer Chaussee 1)
Erhaltung: öffentliches Gebäude
Geschichte der Synagoge
Wo sich die Synagoge in der ersten Phase der jüdische Besiedlung Mecklenburgs in der Stadt Krakow am See befand, ist nicht überliefert.
Aus der Zeit nach der jüdischen Wiederbesiedlung sind zumindest zwei Gebäude, die als Synagoge genutzt wurden, bekannt. So errichtete 1820 der Maurermeister Behl nach den Vorstellungen der jüdischen Gemeinde auf seinem Hof ein Gebäude, die dieses dann als Synagoge und Mikwe nutzten und dafür Miete zahlten. Am 11. Juli 1853 wurde in dieser Synagoge der Landesrabbiner Dr. Isidor Lipschütz in sein Amt eingeführt. Der Mietvertrag war über eine Laufzeit von 30 Jahren abgeschlossen und wurde bis 1862 verlängert. Mit der späteren Vertragsverlängerung verpflichtete sich Behl, so weit es möglich war, die Synagoge nochmals zu erweitern. In dem Folgevertrag wurde nochmals die in dieser Synagoge befindliche Mikwe erwähnt, die vom Vermieter Behl für die Benutzung wieder herzurichten war.
Der Mietvertrag über die Synagoge wurde im September 1863 zu Ostern 1864 gekündigt. Bereits Ende 1863 erfolgte ein Spendenaufruf durch die jüdische Gemeinde für den Bau einer eigenen Synagoge. Damit die Gottesdienste in der Zwischenzeit stattfinden konnten, wurde am 23. Oktober 1863 ein Mietvertrag mit dem Schlachtermeister Carl Gierke über die Anmietung zweier Privaträume geschlossen, die dann als vorübergehende Beträume genutzt wurden.
Schon im Jahr 1865 sah sich die Gemeinde durch die zwischenzeitlich eingegangenen Spenden in der Lage, den Bau einer neuen Synagoge zu beschließen. Eigens dazu kaufte sie vom Magistrat das 16 Quadratruten große Grundstück Plauer Straße Nr. 7, das heute als Schulplatz 1 bekannt ist. Der eigentlich Bau wurde noch 1866 erfolgreich beendet, so dass diese am 12. Dezember 1866 durch den Landesrabbiner Dr. Salomon Cohn und im Beisein von 110 Gemeindemitgliedern eingeweiht werden konnte. Die Synagogenbau war allerdings ohne eigene Mikwe errichtet worden. Ob und gegebenenfalls wo die jüdischen Gemeindemitglieder im Anschluss ihr Ritualbad vollzogen, ist derzeit ungeklärt.
Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam es durch die schrumpfenden Gemeindebeiträge aufgrund der seit den 1850er Jahren einsetzenden Abwanderung und Emigration zu erheblichen Problemen bei der Erhaltung der Synagoge. So bat 1891 der Gemeindevorstand das Innenministerium um einen Zuschuss zur Erhaltung der Synagoge und zur Bezahlung des Kultusbeamten.
Von 1896 bis 1911 hatte der russisch-jüdische Kantor, Religionslehrer und Schächter I. Steinbrock den Posten des Kultusbeamten in Krakow inne. Während dieser Zeit wohnt er wie üblich in einer in der Synagoge befindlichen Wohnung. Ab 1900 konnten so durch ihn wöchentlich neun Kinder unterrichtet werden. Nachdem Steinbrock 1911 gekündigt hatte, wurde zur Finanzierung des Friedhofs und der Synagoge die Synagogenwohnung ab 1912 an einen Krakower Bürger vermietet. Die Synagoge konnte deshalb 1913 nochmals provisorisch instand gesetzt werden.
Schon 1890 war die Gemeinde mit ihren 65 Mitgliedern nicht mehr in der Lage, die Unterhaltungskosten für das Gebäude aufzubringen. 1911 fand zum letzten Mal ein Gottesdienst zum jüdischen Neujahrsfest statt. Mit der 1919 schließlich eingetretenen Überschuldung der Israelitischen Gemeinde von Krakow musste das Synagogengrundstück veräußert werden. Der Verkauf erfolgte dann am 31. Mai 1920 an die Stadt Krakow am See, allerdings mit der Auflage, das Gebäude für öffentliche Zwecke zu nutzen. Die Stadt Krakow wurde daraufhin am 29. Oktober 1920 als Eigentümer des Grundstücks in das Grundbuch eingetragen. Die vormals in der Synagoge befindlichen Reliquien wurden an die Gemeindemitglieder zur Verwahrung gegeben.
Ab 1921 nutzte die Schuljugend und der Arbeiter-Turn-Verein den mittlerweile umgebauten Betsaal als Turnhalle. 1927 fanden niochmals größere Umbauten statt. Von 1924 bis 1937 war die Turnhalle zusätzlich sonntags von der katholischen Gemeinde zum Gottesdienst genutzt worden. Da die ehemalige Synagoge im Eigentum der Stadt stand blieb die Synagoge zur Reichsprogromnacht 1938 unangetastet. 1945 wurde der Turnsaal für Sportunterricht vergrößert.
Mit der 1966 erfolgten Dacherneuerung wurde die Fassade des Gebäudes geringfügig verändert. Im Jahr 1981, wurde die Synagoge in die Kreisdenkmalliste eingetragen und wurde bis 1985 weiter als Turnhalle genutzt. Im gleichen Jahr beschloss die Stadt, das nunmehr leerstehende Gebäude für kulturelle Zwecke zu nutzen, was jedoch nicht mehr umgesetzt wurde.
Nach der Wiedervereinigung konnten 1991 mit Mitteln der Stadtbauförderung wieder denkmalpflegerische Arbeiten am Gebäude vorgenommen werden. Erneute, 1994 begonnene Renovierungsarbeiten wurden 1996 endgültig zum Abschluss gebracht, so dass in diesem Jahr das Gebäude als Gedächtnisstätte und Kulturzentrum an die Öffentlichkeit übergeben werden konnte. Bis heute erfolgt die Nutzung durch das Kulturamt der Stadt Krakow und den Kulturverein „Alte Synagoge Krakow am See“. Auf der ehemaligen Frauenempore wird in einer Dauerausstellung an das jüdische Leben in Krakow gedacht.
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 25.09.2015)
- Arlt, Klaus / Beyer, Constantin / Ehlers, Ingrid / Etzold, Alfred / Fahning, Kerstin Antje: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Wichern-Verlag, Berlin 1992
- Vormann, Heidemarie Gertrud: Bauhistorische Studien zu den Synagogen in Mecklenburg, Dissertation an der Technischen Universität Braunschweig, Braunschweig 2010