Geschichte
Jüdische Erstbesiedlung Mecklenburgs 1260-1492
1260 | Juden in Wismar laut Vermerk im Wismarer Stadtbuch) |
14. April 1266 | Erwähnungen von Juden in Wismar (Wismarer Urkunde) |
1267 | Juden in Boizenburg (Elbe) |
1267 | möglicherweise erste Erwähnung von Juden in Parchim |
1270 | Pogrom in Wismar |
1279 | jüdischer Begräbnisplatz in Rostock |
29. September 1279 | Vertreibung von Juden aus Wismar |
1290 | Ausweisung der Juden aus Wismar |
1310 | Juden in Wismar |
1324 | Juden in Schwerin |
1323/25 | Pogrom in Krakow am See: Hostienschändungsprozess, mehrere Juden auf dem Jörnberg gerädert |
1330 | Pogrom in Güstrow: Verbrennung von 23 Güstrower Juden und Zerstörung der Synagoge |
1337 | Begrenzung der jüdischen Einwohner in Wismar auf fürstlichen Befehl |
1340-1350 | Nachweise von Juden in Rostock |
1341 | Nachweis von Juden in Schwerin, Rostock und Wismar |
1350 | Juden in Friedland |
1350 | Ratsbeschluss in Wismar, dass Juden zwar auf Jahrmärkten Handel treiben, aber nicht mehr dauerhaft in der Stadt wohnen dürfen |
1350 | Judenvertreibungen aus Wismar und Rostock |
1350 | Juden in Malchin |
19. Mai 1350 | Schächtungsregeln für die Juden von Malchin |
1364 | Juden in Parchim |
1378 | Juden in Malchin |
1440 | Juden in Neubrandenburg |
24. Oktober 1492 | Pogrom in Sternberg: Hostienschändungsprozess, Verbrennung von 27 Juden auf dem Judenberg, Ausweisung aller Juden aus Mecklenburg und damit Ende jüdischen Lebens in Mecklenburg |
Neuansiedlung in Mecklenburg ab dem 17. Jahrhundert
um 1658 | jüdische Hofagenten in Schwerin |
um 1679 | Wiederansiedlung von Juden in Mecklenburg (nach Tychsen Hoffaktoren Hagen und Benedix in Schwerin) |
um 1700 | Juden und jüdischer Begräbnisplatz in Röbel (Müritz) |
1701 | Hofjuden in Mecklenburg-Strelitz |
1704 | Niederlassungserlaubnis für erste Hofjuden in Strelitz durch Herzog Adolf Friedrich II. |
1717 | Anlegung des jüdischen Friedhofs in Schwerin |
1728 | jüdischer Begräbnisplatz in Strelitz |
1730 | etwa 330 jüdische Familien leben in Mecklenburg |
um 1730 | Juden in Rossow |
um 1736 | erste Schutzjuden in Waren (Müritz) |
1738 | erste Hofjuden in Bützow |
um 1739 | erste Schutzjuden in Crivitz |
1742 | mglw. erste Ansiedlung von Juden in Ribnitz |
1744 | Ansiedlung zweier Schutzjuden in Rehna |
um 1745 | erste Schutzjuden in Fürstenberg (Havel) |
um 1749 | erste Schutzjuden in Güstrow |
1749 | erster Schutzjude in Penzlin |
um 1750 | erster Schutzjude in Brüel |
um 1750 | jüdischer Begräbnisplatz in Penzlin |
1752 | Judenlandtag in Malchin |
um 1753 | erste Schutzjuden in Plau am See |
1754 | Vertreibung nicht-konzessionierter Juden aus Mecklenburg auf Betreiben der Städte |
1755 | Landesgrundgesetzlicher Erbvergleich (LGGEV): erste gesetzliche Regelungen für Juden, die sie zu Bürgern zweiter Klasse machten |
1756 | erste Schutzjuden in Parchim |
1756 | erster Schutzjude in Tessin |
27. Januar 1756 | erste Juden in Krakow erhalten ein Wohnrecht |
31. März 1757 | Schutzjuden in Neukalen ansässig |
um 1758 | erster Schutzjude in Neustadt(-Glewe) |
um 1760 | erste Schutzjuden in Malchow |
6. Juni 1760 | erste Schutzjuden in Neustadt(-Glewe) erhalten ein Privileg |
18. September 1762 | jüdischer Begräbnisplatz in Teterow |
ab 1763 | Einführung eines Landesrabbineramtes |
5. November 1763 | Dienstantritt des Oberrabbiners Jeremias Israel |
1763 | Synagoge in Alt-Strelitz |
1764 | Judenlandtag in Schwaan |
1764 | erste Schutzjuden in Hagenow |
1764 | Ordnung und Statuta für die in den Herzoglich Mecklenburgischen Landen wohnenden Schutzjuden |
1765 | zwei Schwaaner Judenfamilien sind in Sternberg ansässig |
1767 | Judenlandtag in Crivitz |
1773 | Synagoge in Schwerin |
1773 | Dienstantritt des Oberrabbiners Josua Spira |
1775 | Dienstantritt des Oberrabbiners Marcus (Mordechai) Lazarus Jaffe |
8. März 1781 | Verordnung zur Begrenzung von nichtkonzessionierten oder privilegierten Juden in Mecklenburg-Strelitz |
22. Juni 1782 | erster Schutzjude in Gadebusch |
16. Oktober 1785 | Verordnung zur Beschränkung der Schutzjuden durch Friedrich Franz I. |
1783 | erster offizieller Schutzjude in Sternberg |
1799 | Synagoge in Boizenburg (Elbe) |
1810 | mit dem Eintritt Mecklenburgs in den Rheinbund besteht Militärpflicht für Juden |
22. Februar 1813 | Erlass des Emanzipationsedikts durch Großherzog Friedrich Franz I.: „landesherrliche Constitution zur Bestimmung einer angemessenen Verfassung der jüdischen Glaubensgenossen in den herzogl. Landen“ vom 22. Febr. 1813 |
1814 | Dienstantritt des Oberrabbiners Josua Falk Albu |
1. September 1817 | Aufhebung des Emanzipationsedikts durch Großherzog Friedrich Franz I. auf Druck der Stände |
1818 | Ansiedlung von Juden in Demmin |
1819 | Hep-Hep-Krawalle in Mecklenburg, einige Vorfälle in Schwerin und Güstrow |
1825 | jüdischer Begräbnisplatz in Sternberg |
1825 | erster jüdischer Begräbnisplatz in Demmin |
1825, 1828, 1830 | Vertreter der jüdischen Gemeinschaft Advokat Dr. Aarons und Hofgraveur Meyer Löser aus Güstrow unternahmen 1825 neuen Vorstoß in Richtung staatsbürgerliche Gleichstellung, Tagesordnungspunkt auf den Landtagen 1828 und 1830 |
1827 | vereinzelte Bürgerrechtserteilungen durch die Städte auf Grundlage "Circularverordnung" vom 18. August 1827[Stadtarchiv Rehna, A 6/76, Bürgerrecht] |
Oktober 1829 | Zulassung des ersten jüdischen Rechtsanwalts Nathan Aarons in Güstrow |
April 1832 | Zulassung des ersten jüdischen Rechtsanwalts Lewis (Levi) Jacob Marcus in Schwerin |
1835 | Feierlichkeiten der jüdische Gemeinden, u. a. Grevesmühlen, Röbel, Bützow und Neubukow, anlässlich der 50. Jubelfeier der Regierung des Großherzogs Friedrich Franz I. |
1836 | Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin: „Verein zur Beförderung von Handwerken unter den israelitischen Glaubensgenossen in Mecklenburg“, Großherzog Friedrich Franz I. gestattete Juden den Zutritt zu allen Handwerken |
14. Mai 1839 | „Statut für die allgemeinen kirchlichen Verhältnisse der israelitischen Unterthanen im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin“ 1839: Verhältnisse der Juden bezüglich des Ritus und ihres Gemeindelebens geregelt. Damit wurde die „Israelitische Landesgemeinde“ faktisch in den Rang einer Staatskirche erhoben. |
Oktober 1840 | erstmalige landesherrliche Bestätigung des Israelitischen Oberrats |
19. September 1840 | Dienstantritt des Landesrabbiners von Mecklenburg-Schwerin Dr. Samuel Holdheim |
29. April 1843 | Erlass der Synagogenordnung für die Synagogen des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin |
1847 | Dienstantritt des Landesrabbiners von Mecklenburg-Schwerin Dr. David Einhorn |
1847 | zweiter jüdischer Begräbnisplatz in Demmin |
Napoleonische Befreiungskriege 1813-1815
1813-1815 | Mindestens 27 jüdische Teilnehmer aus 13 Mecklenburger Städten, u. a. Freiwilliger Jäger Löser Cohen aus Güstrow, Freiwilliger Husar Heimann Potzernheim aus Fürstenberg, Jacob Salomon aus Penzlin, der Trompeter der dritten Escadron des reitenden Jäger-Regiments Ferdinand Löwenhelm und Simon Liepmann Lichtenstein aus Hagenow, Ferdinand Block (Blond Salomon) aus Bützow, Wolf aus Rossow, der Freiwillige Reitende Jäger Hirsch Müller und ein Mann namens Bernhard, beide aus Ribnitz |
Deutsche Revolution 1848/49
ab 1847 | Befreiung von der Pflicht zur wiederkehrenden Schutzgeldzahlung für Juden |
15. März 1847 | „Gehorsamste Vorstellung und Bitte der jüdischen Mitglieder des Oberraths, betreffend das Verhältnis des jüdischen Glaubensbekenntnisses zur bürgerlichen Gleichstellung. An die hohe Landes-Regierung“ vom 15. März 1847 |
März 1848 | Bürgerversammlung auf dem Wall in Güstrow: Forderung nach vollständiger Gewissensfreiheit und bürgerlicher Gleichstellung aller Konfessionen |
von 1840 - 1850 | Landesherrlicher Erlass von Gemeindeordnungen für die jüdischen Einwohner in den Mecklenburger Städten |
17. Mai 1848 | „Schulordnung für die Israelitischen Religionsschulen in Mecklenburg-Schwerin“ tritt in Kraft |
27. Dezember 1848 | Erlass des „Gesetzes betreffend die Grundrechte des deutschen Volkes”, das erst im März 1849 endgültig durch die verkündete Frankfurter Paulskirchenverfassung und das entsprechende Gleichstellungsgesetz auch in Mecklenburg-Schwerin Geltung erlangen sollte |
10. Oktober 1849 | mit der Verkündung des Staatsgrundgesetzes wurde das ständische System im Großherzogtum aufgehoben faktische Gleichstellung der Juden, jedoch nur bis September 1850 |
14. September 1850 | „Freienwalder Schiedsspruch“: Verfassung vom Oktober 1849 wird aufgehoben und die Stände wieder in ihre alten Rechte versetzt (LGGEV), Niederlage der Deutschen Revolution |
ab 1850 | beginnende Abwanderung und Emigration |
23. Juli 1853 | Dienstantritt des Landesrabbiners Dr. Baruch Lipschütz |
1854 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Rossow |
1859 | Dienstantritt des Landesrabbiners von Mecklenburg-Schwerin Dr. Salomon Cohn |
1859 | Dienstantritt des Landesrabbiners von Mecklenburg-Strelitz Dr. Jacob Hamburger |
21. März 1859 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Sternberg |
Deutsch-Französischer Krieg 1870/71
1870/71 | Jüdische Teilnehmer aus Mecklenburg |
Gründung Deutsches Reich, beginnende Gleichstellung der Juden um 1871
12. Dezember 1866 | Einweihung der Synagoge in Krakow am See |
1867 | Petititon der jüdischen Gemeinden von Alt-Strelitz, Neustrelitz, Neubrandenburg, Fürstenberg und Mirow an den Norddeutschen Reichstag um Gleichstellung der Juden |
1. November 1867 | Erlass des Gesetzes über die Freizügigkeit und die Gewerbefreiheit durch den Norddeutschen Bund: weitere Gleichstellung der Juden |
3. Juli 1869 | im Zuge der Herstellung der Reichseinheit 1869 erhalten die Juden in Mecklenburg fast alle bürgerlichen Rechte, „Gesetz betreffend die Gleichberechtigung der Konfessionen in bürgerlicher und staatsbürgerlicher Beziehung“ (Erlass am 3. Juli 1869, am 22. April 1871 wurde dieses Gesetz auf das gesamte Gebiet des neuen Deutschen Reiches ausgeweitet) |
1873 | Synagoge in Grevesmühlen |
ab 1875 | durch den Israelitischen Oberrat und der Abteilung für geistliche Angelegenheiten des Innenministeriums erste Auflösungs- oder Anschlussversuche zu kleiner Israelitischer Gemeinden, scheitert aber häufig an den Gemeindemitgliedern (so z. B. in Sternberg) |
Mai 1876 | Dienstantritt des Landesrabbiners von Mecklenburg-Schwerin Dr. Fabian Feilchenfeld |
11. März 1883 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Rehna |
15. Mai 1884 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Grevesmühlen |
2. Oktober 1889 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Neustadt-Glewe und Anschluss an die Parchimer Gemeinde |
1895 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Röbel (Müritz) |
21. August 1899 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Neukalen |
1902 | Anschluss der jüdischen Gemeinde von Wismar an Bützow |
1910 | Dienstantritt des Landesrabbiners von von Mecklenburg-Schwerin Dr. Siegfried Silberstein (letzter Landesrabbiner) |
30. August 1913 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Brüel |
Erster Weltkrieg 1914-1918
1914-1918 | Jüdische Teilnehmer aus Mecklenburg, u. a. Hans Wolfsohn aus Altstrelitz, Arnold Leopold und Max, Karl und Otto Loewenberg aus Waren (Müritz), Richard und Alfred Schlomann, Max und Ernst Jacobson und Ernst und Fritz Löwenthal aus Malchow, Robert Beyer aus Röbel (Müritz), Emil Löwi aus Neukalen, Arthur und Benno Bock, Walter Heine, Martin Keibel, Hermann Müllerheim und Ernst Robert aus Neubrandenburg, Max Bonheim aus Schwerin, Robert Jacob und Victor und Leopold Lichtenstein aus Grabow, Max und Julius Ascher, Hermann Lichtenstein, Emil Ascher, Helmut Hirschfeld aus Neustadt-Glewe und insgesamt 42 Rostocker, u. a. Arnold Bernhard, Hugo Sawitz, Hans Lindenberg, Richard und Franz Josephy |
26. April 1914 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Bad Sülze |
1914 | Anschluss der jüdischen Gemeinde von Fürstenberg (Havel) und Anschluss and die Gemeinde von Neubrandenburg) |
1916 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Röbel (Müritz) |
12. März 1915 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Schwaan und Anschluss an die Rostocker Gemeinde |
28. März 1916 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Lübz und Anschluss an die Parchimer Gemeinde |
12. Mai 1916 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Wittenburg und Anschluss an die Schweriner Gemeinde |
7. Juni 1916 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Laage und Anschluss an die Rostocker Gemeinde |
1917 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Penzlin |
1917 | Auflösung der gemeinsamen Gemeinde von Kröpelin und Doberan und Anschluss an Gemeinde Rostock |
27. Mai 1918 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Crivitz und Anschluss an die Schweriner Gemeinde |
5. September 1918 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Goldberg und Anschluss an die Güstrower Gemeinde |
Weimarer Republik
1918 | Herrschaft der Ritter- und Landstände unter Führung des großherzoglichen Hauses der Staatsform nach geht zu Ende |
1918 | verfassungsgebender Landtag in Mecklenburg-Strelitz, Entstehung Freistaat |
1919 | verfassungsgebender Landtag in Mecklenburg-Schwerin, Entstehung Freistaat |
1920 | „Gesetz über die Einführung der Mecklenburgisch-Schwerinischen Verfassung mit Übergangsbestimmungen“ vom 17. Mai 1920, vollständige Gleichstellung der Juden |
1920er | Schändungen jüdischer Friedhöfe |
7.-9. April 1920 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Malchow |
1920er | erneute Anschluss- bzw. Auflösungsbestrebungen durch den Israelitischen Oberrat und der Abteilung für geistliche Angelegenheiten des Innenministeriums, nun aufgrund geschrumpfter Gemeindemitgliederzahlen häufig erfolgreich, Auflösung der Gemeinden Dömitz, Crivitz, Plau, Bützow, Gadebusch, Malchin |
1922 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Plau am See |
April 1922 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Bützow |
21. November 1922 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Warin und Anschluss an die Schweriner Gemeinde |
10. April 1923 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Gnoien |
30. Oktober 1923 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Gadebusch und Anschluss an die Schweriner Gemeinde |
Mai 1924 | Schändung des Neuen jüdischen Friedhofs in Ribnitz |
1925 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Malchin |
1926 | Verlegung des Sitzes des Israelitischen Oberrates und des Landesrabbinates nach Rostock |
März 1926 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Gnoien |
November 1926 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Gnoien |
um 1927 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Malchow |
1. Februar 1932 | Schändung des Neuen jüdischen Friedhofs in Ribnitz |
Mecklenburg im Nationalsozialismus
Sommer 1932 | Verbot des Schächtens durch Mecklenburg-Strelitzischen Landtag |
1933 | mit Beginn des Nazi-Regimes lebten in Mecklenburg nach nationalsozialistischer Definition etwa 1000 Juden in 47 Gemeinden |
5. März 1933 | Reichtstagswahlen: erste „Einzelaktionen“ gegen jüdische Bürger |
1. April 1933 | „Judenboykott”, zahlreiche Gewerbetreibende, Ärzte, Anwälte, „jüdische” Firmen werden bedrängt |
7. April 1933 | Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums, Ausschaltung aller „nichtarischen“ Beamten |
1933 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Krakow am See |
ab 1933 | Juden emigrieren oder flüchten in die Anonymität der Großstädte, vor allem nach Hamburg und Berlin |
22. September 1933 | Reichskulturkammer-Gesetz: Ausschaltung der Juden als Kunst- oder Kulturschaffende |
1934 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Gnoien |
1934 | Zusammenlegung der Israelitischen Landesgemeinde Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz zur Landesgemeinde Mecklenburg |
ab 1934 | Betreuung des Landes Mecklenburg durch den Lübecker Rabbiner Dr. David Alexander Winter |
ab 1935 | Enteignungen und „Arisierungen” von jüdischen Betrieben, Berufsverbote bei Anwälten, Ärzten, Lehrern, Einzug von Radiogeräten, Entzug des KFZ-Führerscheins |
1935 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Teterow |
15. September 1935 | Crivitz erklärt sich als erste Mecklenburger Stadt für „judenfrei” |
15. September 1935 | Erlass des Reichsbürgergesetzes und des Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre, die sog. Nürnberger „Rassegesetze“ |
Juli 1936 | Schändung des jüdischen Friedhofs von Parchim |
1938 | Boizenburg (Elbe) erklärt sich für „judenfrei” |
28. März 1938 | Zwangsumwandlung aller jüdischen Gemeinden von Körperschaften öffentlichen Rechts zu privaten Vereinen |
22. April 1938 | Verordnung gegen „Tarnung jüdischer Gewerbebetriebe“ |
26. April 1938 | Verordnung über die Anmeldung jüdischen Vermögens |
14. Juni 1938 | Verordnung über die Registrierung und Kennzeichnung jüdischer Gewerbebetriebe |
15. Juni 1938 | „Asozialen“-Aktion: Verhaftung aller „vorbestraften“ Juden, einschließlich der wegen Verkehrsvergehen u. ä. Belangten |
30. September 1938 | Erlöschen der Approbation jüdischer Ärzte |
5. Oktober 1938 | Reisepässe von Juden werden mit einem roten „J“ gekennzeichnet |
28. Oktober 1938 | Vertreibung von 17000 „staatenlosen“ Juden aus Deutschland nach Polen, auch aus Mecklenburg |
28. Oktober 1938 | Mirow erklärt sich für „judenfrei” |
9./10. November 1938 | „Reichskristallnacht”/„Reichspogromnacht”: Schändung von mindestens 22 jüdischen Friedhöfen, Zerstörung von mindestens 11 Synagogen: darunter Parchim, Ribnitz, Teterow, Alt-Strelitz/Neustrelitz, Güstrow, Neubrandenburg, Rostock und Schwerin, Verhaftungen und KZ-Internierung männlicher Juden, in mindestens 10 Städten kam es zu Überfällen auf Privatwohnungen und Geschäfte jüdischer Menschen, etwa 175 jüdische Menschen werden in Mecklenburg in Haftanstalten verschleppt |
12. November 1938 | Göring-Konferenz beschließt „Sühneleistungen“ der Juden, Ausschaltung aus dem Wirtschaftsleben und Ausschluss von kulturellen Veranstaltungen |
12. November 1938 | „Schutzhaft“ für über 26000 jüdischen Männern, auch in Mecklenburg |
15. November 1938 | Ausschluss jüdischer Kinder vom allgemeinen Schulbesuch |
28. November 1938 | Einführung von Wohnbeschränkungen für Juden |
30. November 1938 | Vertretungsverbot für jüdische Rechtsanwälte |
13. Dezember 1938 | Verordnung über Zwangsveräußerungen, „Arisierung“ jüdischer Gewerbebetriebe |
15. Dezember 1938 | Stadt und Kreis Schönberg erklärt sich für „judenfrei” |
ab 1. Januar 1939 | Juden müssen nun Zwangsnamen „Israel” und „Sara” tragen |
ab 1. Januar 1939 | Einführung einer Kennkarte für Juden |
17. Januar 1939 | Aufhebung des Mieterschutzes für Juden |
Januar 1939 | Fürstenberg (Havel) erklärt sich für „judenfrei“ |
1939 | Schändung des jüdischen Friedhofs von Neukalen |
1939 | Auflösung des Israelitischen Oberrates von Mecklenburg, zwangsweise Bildung der Bezirksstelle Nordwestdeutschland der „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ |
Mai 1939 | Neustadt-Glewe erklärt sich für „judenfrei” |
1940 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Hagenow |
1940 | Sternberg erklärt sich für „judenfrei” |
11. Juni 1941 | Auflösung der jüdischen Gemeinde von Rostock und deren Zwangsanschluss an die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland |
ab 1. September 1941 | Juden ab dem 6. Lebensjahr müssen nun unter Strafbewehr in der Öffentlichkeit einen gelben Davidstern tragen |
Februar 1942 | Ludwigslust erklärt sich für „judenfrei” |
Februar 1942 | Lübz erklärt sich für „judenfrei” |
Februar 1942 | Wittenburg erklärt sich für „judenfrei” |
14. Februar 1942 | Krakow am See erklärt sich für „judenfrei” |
16. Februar 1942 | Warin erklärt sich für „judenfrei” |
16. Februar 1942 | Malchow erklärt sich für „judenfrei” |
16. Februar 1942 | Neubukow erklärt sich für „judenfrei” |
16. Februar 1942 | Waren (Müritz) erklärt sich für „judenfrei” |
16. Februar 1942 | Brüel erklärt sich für „judenfrei” |
10. Juli 1942 | Deportation von Juden aus Güstrow |
10. Juli 1942 | erste Deportation von Juden aus Schwerin |
10. Juli 1942 | erste Deportation von Juden aus Rostock |
30. Oktober 1942 | Neubrandenburg erklärt sich für „judenfrei” |
11. November 1942 | Deportation von Juden aus Schwerin |
11. November 1942 | Deportation der letzten Juden aus Güstrow |
11. November 1942 | Deportation von Juden aus Rostock |
12. November 1942 | Deportation der Juden aus Neustrelitz |
12. November 1942 | Neustrelitz erklärt sich für „judenfrei” |
November 1942 | Teterow erklärt sich für „judenfrei” |
November 1942 | Parchim erklärt sich für „judenfrei” |
1942 | fast alle verbliebenen Juden werden aus Mecklenburg in Vernichtungslager deportiert |
1945 | nach nationalsozialistischer Definition leben noch etwa 46 Juden in Mecklenburg |
8. Mai 1945 | etwa 75 Mecklenburger jüdischer Religion oder Abstammung überleben den Holocaust |
Mecklenburg zu DDR-Zeiten
1948 | Gründung der Jüdischen Landesgemeinde in Mecklenburg unter Franz Unikower |
17. September 1953 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Rostock |
1954 | baufällige Synagoge in Waren (Müritz) wird abgerissen |
1954/55 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Rostock |
Juli 1956 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Rostock |
Oktober 1956 | Gemeindevorsitzender Franz Unikower flieht nach West-Berlin |
Januar 1957 | neuer Gemeindevorsitzender Dr. Hugo Mehler |
1959 | Wiederherrichtung des jüdischen Friedhofs in Hagenow |
April 1960 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Bützow |
Mai 1961 | Landesrabbiner Martin Riesenburger ist auch für Mecklenburg zuständig |
September 1961 | 17 jüdische Friedhöfe in den drei DDR-Nordbezirken wurden als Mahnmale neu gestaltet |
September 1962 | neuer Gemeindevorsitzender Alfred Scheidemann |
1963 | Restaurierung des jüdischen Friedhofs in Neubrandenburg |
1964 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Neubrandenburg |
Juni 1964 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Feldberg |
Mai 1966 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Boizenburg (Elbe) |
1970 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Grabow |
August 1970 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Rostock |
Januar 1973 | neuer Gemeindevorsitzender Udo Abrahamson |
Februar 1974 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Schwerin |
März 1974 | Beseitigung des jüdischen Friedhofs in Neubrandenburg, private Sicherstellung der Grabsteine |
September 1980 | neuer Gemeindevorsitzender Friedrich Broido |
1987 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Grabow |
November 1988 | Neugestaltung der jüdischen Friedhöfe in Bützow, Lübz, Rostock und Teterow |
1989 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Boizenburg (Elbe) |
April 1989 | neuer Gemeindevorsitzender Thomas Barthel |
20./21. Januar 1990 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Rostock |
Mecklenburg nach der Wiedervereinigung
Oktober 1991 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Boizenburg (Elbe) |
April 1992 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Boizenburg (Elbe) |
11. April 1995 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Grabow |
September 1995 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Rostock |
14. September 1995 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Dargun |
25. Oktober 1995 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Teterow |
9. Oktober 1997 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Boizenburg (Elbe) |
17. Januar 1998 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Grabow |
9. November 1998 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Neustrelitz |
9. November 1998 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Boizenburg (Elbe) |
26. August 2000 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Güstrow |
10. Februar 2001 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Brüel |
31. Januar 2002 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Boizenburg (Elbe) |
24. Februar 2002 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Boizenburg (Elbe) |
4. März 2002 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Grabow |
6. März 2002 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Rostock |
15. August 2002 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Röbel (Müritz) |
5. September 2002 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Grevesmühlen |
7. September 2002 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Bützow |
Februar 2004 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Grabow |
Dezember 2006 | Wiedereinweihung des jüdischen Friedhofs in Krakow am See |
8. November 2007 | Schändung des Neuen jüdischen Friedhofs in Ribnitz-Damgarten |
15. März 2008 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Neustrelitz |
17. Juli 2008 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Güstrow |
10. Januar 2009 | Gedenkstein an ehemaliger Synagoge in Teterow zerstört |
28. März 2012 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Waren |
25. Mai 2012 | Renovierungsabschluss des jüdischen Friedhofs in Kröpelin |
26. Juni 2012 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Kröpelin |
3. September 2012 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Kröpelin |
3. September 2012 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Rostock |
27. November 2013 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Krakow am See |
25. November 2014 | Wiedereinweihung des jüdischen Friedhofs in Hagenow |
27. Januar 2016 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Kröpelin |
2. Juni 2016 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Tessin |
12. September 2018 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Boizenburg (Elbe) |
10. November 2018 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Boizenburg (Elbe) |
27. Februar 2022 | Schändung des jüdischen Friedhofs in Schwaan |
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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 20.09.2015)
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 20.09.2015)
Quellen:
- Antifaschistisches Jugendbündnis Neubrandenburg: Wider das Vergessen: Jüdisches Leben in Neubrandenburg
- http://www.absolut-mecklenburg.info/root/06/298.htm
- http://www.alemannia-judaica.de/neubrandenburg_friedhof.htm
- Deportationslisten Mecklenburger Juden
- http://www.svz.de/incoming/kaum-einer-ist-zurueckgekommen-id8198861.html
- Homann, Ursula: Juden in Mecklenburg-Vorpommern
- Diamant, Adolf: Geschändete Jüdische Friedhöfe in Deutschland 1945 bis 1999, Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000
- Dohnke, Kay / Thamm, Frank: Nationalsozialismus in Norddeutschland: Ein Atlas, Europa Verlag, Hamburg 2001
- Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia: Die Juden von Brüel: Rekonstruktion einer Gemeinde, Cardamina-Verlag, Plaidt 2013
- Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia: Die jüdische Geschichte der Stadt Sternberg (Mecklenburg), Verlag tredition, Hamburg 2015
- Hofmann, Peter: Jüdisches Leben in Mecklenburg-Strelitz, Steffen Verlag, Friedland/Mecklenburg 2007
- Kasten, Bernd: Verfolgung und Deportation der Juden in Mecklenburg 1938-1945, Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern, Thomas Helms Verlag, Schwerin 2008
- Kämmerer, Ferdinand (Hrsg.): Gelehrte und gemeinnützige Beiträge aus allen Theilen der Wissenschaften, Erster Jahrgang (1840), Nr. 35 (2. September 1840), Adlers Erben, Rostock 1840
- Landeshauptarchiv Schwerin: Rep. 4.11-17/3, Nr. 919 (Dominialamt Mirow)
- Stadt Neubrandenburg (Hrsg.): Jüdisches Leben in Neubrandenburg - Spurensuche - Orte der Gewalt, Informationsblatt der Stadt Neubrandenburg, Neubrandenburg 2008
- Tychsen, Oluf Gerhard: Bützowische Nebenstunden, verschiedenen zur Morgenländischen Gelehrsamkeit gehörigen mehrentheils ungedruckten Sachen gewidmet, Theil 1-6, Müller, Bützow und Rostock 1766-1769