Synagoge Bützow

Region: Rostock
Adresse: Bützow, Mantzelstraße 10 (Nebenhaus: 5. Wallstraße 2)
Erhaltung: privates Wohnhaus

Geschichte der Synagoge

Zur Frage, ob es in der Stadt Bützow schon zu Zeiten der jüdischen Erstbesiedlung Mecklenburgs eine Synagoge gegeben hat, kann mangels Belegen derzeit keine Aussage getroffen werden. Erst nach der jüdischen Wiederbesiedlung Bützows kann hier eine Synagoge nachgewiesen werden. Da bereits ab 1738 in Bützow drei Hofjuden mit ihren Familien und einem Religionslehrer ansässig waren, dürften schon damals regelmäßige Gottesdienste durchgeführt worden sein, sehr wahrscheinlich wohl in einer privaten Wohnung eines Hofjuden. Seit 1761 ist belegt, dass diese dann regelmäßig im Haus eines wohl hugenottischen Kolonisten namens Brunier durchgeführt wurden. Früher als in anderen Landgemeinden, genauer schon im Jahr 1787, wurde in Bützow eine Synagoge erbaut, nachdem ein entsprechender Antrag der Gemeinde durch den Herzog Friedrich Franz I. genehmigt worden war. Sie wurde am äußersten Ende des „fuulen Grundes“, der heutigen Mantzelstraße 10, als zweigeschossiger Fachwerkbau mit einer Ostfassade mit barocken und klassischen Anteilen errichtet. Westlich davon zur heutigen 5. Wallstraße 2 hin war ein Nebengebäude als eingeschossiges Fachwerkhaus angeschlossen, das zunächst als Wohnung der Religionslehrer, später des Synagogendieners bzw. Kultusbeamten diente. Neben der Durchführung der Gottesdienste musste die Synagoge auch regelmäßig als Räumlichkeit für Gemeindeversammlungen herhalten.

Es sind nur wenige Fakten zur spätere Geschichte des Gebäudes überliefert. 1854 kam es zu einer Streitigkeit zwischen der Gemeinde und dem Israelitischem Oberrat in Schwerin. Letzterer insistierte auf den orthodoxen Synagogenregel, wohingegen die Bützower Judenschaft liberaler eingestellt war. Dies äußerte sich darin, dass die Bützower Juden sich gegen die Forderung nach einer geschlossenen Frauenempore stellten, da wie sie sagten „... die Frauen andernfalls nur schwätzen oder Handarbeiten machen würden“. Im Jahr 1873 erfolgte ein größerer Umbau des Synagogengebäudes. Für das Nebengebäude ist belegt, dass dort seit der Jahrhundertwende bis mindestens 1925 der Synagogendiener Katz wohnte.

Weil die Bützower Gemeinde durch die Abwanderung und Emigration stark geschrumpft war, fanden seit 1900 keine regelmäßigen Gottesdienste in der Synagoge mehr statt. Noch vor Auflösung der Bützower Gemeinde im April 1922 war das Synagogengebäude zuvor im Jahr 1920 an die Firma Heinrich Nagel verkauft worden, da es finanziell für die Gemeinde nicht mehr zu erhalten war. Der neue Eigentümer baute das Gebäude zu einem Speicher um. 1928 erfolgte dann ein erneuter Umbau für eine Edeka-Niederlassung, wobei im Gebäude ein Büro eingerichtet und eine Garage eingebaut wurden. 1936 wurde eine Wohnung für den Naturalien- und Altwarenhändlers Krüger ausgebaut. Im Gegensatz zum jüdischen Friedhofvon Bützow wurde das ehemalige Synagogengebäude deshalb zur „Reichskristallnacht“ 1938 nicht verwüstet. Trotz des lange zuvor schon erfolgten Eigentümer- und Nutzungswechsels wurde das Haus im Volksmund noch lange als „Judentempel“ betitelt.

Das Gebäude überdauerte die Zeiten bis heute als Wohnhaus. Schon 1987 hatte die Stadt eine Entstellung der Fassade durch die damaligen Besitzer verhindert. Im gleichen Jahr erfolgte durch den Besitzer eine Restaurierung des neben der ehemaligen Synagoge gelegenen Wohnhauses des Synagogendieners. Bei Umbauarbeiten an diesem Nebenhaus kam es 1988 zu einem Einsturz der Kellerdecke. In diesem Keller könnte sich möglicherweise ursprünglich die Bützower Mikwe befunden haben.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 28.05.2016)
Quellen:

  • Arlt, Klaus / Beyer, Constantin / Ehlers, Ingrid / Etzold, Alfred / Fahning, Kerstin Antje: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Wichern-Verlag, Berlin 1992
  • Brocke, Michael / Ruthenberg, Eckehart / Schulenburg, Kai Uwe: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin), Institut Kirche und Judentum, Berlin 1994
  • Steinmann, Joachim: Juden in Bützow, Manuskript, Bützow 1989