Synagoge Goldberg
Region: Ludwigslust-Parchim
Adresse: Goldberg, Jungfernstraße 34
Erhaltung: Katholische Kirche
Geschichte der Synagoge
Ob es in der Stadt Goldberg schon während der Phase der jüdischen Erstbesiedlung Mecklenburgs eine Synagoge gegeben haben könnte, kann mangels Quellen derzeit nicht beantwortet werden. Die heute bekannte Synagoge stammt aus der Zeit nach der jüdischen Wiederbesiedlung Mecklenburgs. Die Goldberger Synagoge wurde im Jahr 1845 als massiver Ziegelbau mit Satteldach und Rundbogenfenster in der heutigen Jungfernstraße 34 erbaut. Bereits vor 1900 fanden darin keine Gottesdienste mehr statt, so dass das Gebäude jahrelang leer stand und um 1900 völlig aufgegeben wurde. Es soll danach als Getreidespeicher, mechanische Werkstatt und Kunstdüngerlager gedient haben. Die Gebetsbücher wurden in der Langenstraße 23 in einem Wohnhaus gelagert, das als Manufakturwarengeschäft genutzt wurde.
Schon im Jahr 1908 wollte die jüdischen Gemeinde das Synagogengrundstück veräußern. Am 6. Juli 1908 wünscht das Großherzogliche Justizministerium vom Israelitischen Oberrat eine Stellungnahme zum Verkauf der Synagoge in Goldberg. Dieser stimmte dem offensichtlich zu, denn am 11. Juni 1908 bat die Goldberger Gemeinde das Ministerium für geistliche Angelegenheiten um Erlaubnis, die Synagoge zu verkaufen, da eine dringende Reparatur in Höhe von 2000 Mark ausgeführt werden musste, die Gelder dafür aber nicht vorhanden waren. Letztlich trat die Gemeinde doch vom Verkauf zurück, da die Synagoge nach Aussage des damaligen Gemeindevorstehers Max Josephy Ende 1908 schuldenfrei sein würde.
Mit den Auflösungsverhandlungen der Gemeinde im Jahr 1917 verkaufte diese das Synagogengebäude an einen Ingenieur. Am 29. April 1917 schrieb Landesrabbiner Dr. Siegfried Silberstein für den Israelitischen Oberrat in diesem Zusammenahng an den neuen Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Goldberg, Max Kychenthal, dass das Ministerium einverstanden sei, die Kultusgegenstände dem Stadtrat Eichelbaum in Insterburg in Ostpreußen auszuhändigen. Anschließend wurden vier Thorarollen, eine silberne Hand, Vorhänge und Decken und Chuppastangen an die Insterburger Gemeinde versandt, die den Empfang am 7. Mai 1917 bestätigte.
Die ehemalige Synagoge wurde ab 1923 zu einer Kirche umgebaut, 1925 von der Katholischen Kirche Goldberg angekauft und noch im gleichen Jahr erstmals gottesdienstlich genutzt. 1956 wurde die alte Putzfassade durch eine Backsteinfassade ersetzt. Auch heute wird das Gebäude als Katholische Kirche genutzt. Eine kleine Gedenktafel am Eingang weist heute auf den ursprünglichen Verwendungszweck des Gebäudes als Synagoge hin.
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 06.04.2017)
- Arlt, Klaus / Beyer, Constantin / Ehlers, Ingrid / Etzold, Alfred / Fahning, Kerstin Antje: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Wichern-Verlag, Berlin 1992
- Borchert, Jürgen / Klose, Detlef: Was blieb... Jüdische Spuren in Mecklenburg, Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung GmbH, Berlin 1994
- Landeshauptarchiv Schwerin: Rep. 5.12-7/12, Nr. 55 (Regierungskommissar beim Israelitischen Oberrat); Rep. 10.72-3/1, Nr. 33 (Judenangelegenheiten der jüd. Gemeinden Meckl.-Schwerin)