Synagoge Ludwigslust
Region: Ludwigslust-Parchim
Adresse: Ludwigslust, Breite Straße 28 (früher: Leninstraße 28)
Erhaltung: privates Wohnhaus
Geschichte der Synagoge
In dem Vorläuferdorf Klenow der späteren Stadt Ludwigslust dürfte es während der unmittelbaren Zeit nach der jüdischen Erstbesiedlung Mecklenburgs mangels jüdischer Einwohner kein Synagoge gegeben haben. Nach der jüdischen Wiederbesiedlung Mecklenburgs dürfte wie in den meisten Mecklenburger Landstädten üblich zunächst ein angemietetes Betlokal für die jüdischen Gottesdienste genutzt worden sein.
Das erste eigens für den Gottesdienst und den jüdischen Schulunterricht genutzte Gebäude wurde auf Bitten des Ludwigsluster Schmieds Volksen vom 18. März 1801 mit herzoglicher Genehmigung am 1. April 1801 auf dessen Hof errichtet. Dieses Bethaus wurde anschließend von der hiesigen Judenschaft für diese Zwecke angemietet.
Bereits am 25. Juni 1810 bat die jüdische Gemeinde, vertreten durch Ruben Samson Hinrichsen, Alexander Salomon, I. Mendel, G. Heymann und Meyer Israel, bei der Landesregierung um die Genehmigung zur Errichtung eines eigenen Synagogengebäudes. Der Herzog erteilte diese am 20. September 1810. Erst am 24. Juni 1811 bat die Gemeinde um Materialien für den Bau der Synagoge, der dahin noch nicht in Angriff genommen worden war. Mehrere Anlässe hätten den Bau verzögert, ohne das auf die Gründe näher eingegangen wurde. Gleichzeitig baten sie um die Zuweisung eines entsprechenden Bauplatzes. Am 22. September 1811 entspracht der Herzog ihrer Bitte und wies ihnen einen wüsten Platz zwischen den Häusern der Witwe Beystern und dem Schlächter Kiesewetter zu und stellt gleichzeitig Baumaterialien kostenlos dafür zur Verfügung.
Zum Bau kam es dann abermals nicht. Isaac Jacobson schrieb am 13. April 1830 als Vorsteher der Gemeinde an den Herzog, dass man immer noch nicht gebaut habe, nun aber das Haus des Malers Flögel aquirieren wolle und dazu um Erlaubnis bitte. Die Genehmigung zum Kauf von Haus, Wiese und Garten in der Breiten Straße 28 wurde am 14. April 1830 und am 18. Mai 1830 erteilt, allerdings mit der Einschränkung, dass das Haus zur kriegsbedingten Einquartierung herangezogen werden könne. Ende 1830 muss das Bauvorhaben dann als langgestrecktes Fachwerkhaus umgesetzt worden sein, denn am 30. Oktober 1830 bat August Josephy nochmals um 30 Tannen als Bretterholz für die Inneneinrichtung, was der Herzog unter Hinweis auf Eigenbedarf jedoch ausschlug. Die Israelitische Schule wurde nach Errichtung aus dem angemieteten Gebäude in das Erdgeschoss des neuen Synagogengebäudes verlegt. Nur kurze Zeit später, am 5. März 1831, erhielt die Gemeinde auch die Erlaubnis zum Bau einer Mikwe, des rituellen jüdischen Badehauses, das sich auf dem Synagogengelände befunden haben dürfte.
Der Mietvertrag in Bezug auf das alte Bethaus dürfte danach aufgekündigt worden sein. Am 16. Januar 1831 schrieb Volksen dazu an den Herzog, dass sein Haus, das die Synagoge beherbergt hatte, sei ruiniert. Da er das Material für einen Neubau nicht bezahlen könne, bat er die Landesregierung um Unterstützung. Ob der Bitte nachgekommen wurde, ist nicht überliefert.
1844 holte die jüdische Gemeinde eine schriftliche Erlaubnis des Besitzers des Nachbarhauses, der Louise Schultze, ein, weil diese einen Erker an dem Gebäude anbringen wollte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden nur noch unregelmäßig Gottesdienste durchgeführt. Mit Auflösung der Gemeinde 1924 wurde das Synagogengebäude an privat verkauft und wurde als Wohnhaus genutzt. Nach der Wiedervereinigung stand es lange Zeit leer und war dann stark reparaturbedürftig. Mittlerweile wird es wieder als privates Wohnhaus genutzt und ist dementsprechend in einem guten Zustand.
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 06.05.2017)
- Arlt, Klaus / Beyer, Constantin / Ehlers, Ingrid / Etzold, Alfred / Fahning, Kerstin Antje: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Wichern-Verlag, Berlin 1992
- Borchert, Jürgen / Klose, Detlef: Was blieb... Jüdische Spuren in Mecklenburg, Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung GmbH, Berlin 1994
- Brocke, Michael / Ruthenberg, Eckehart / Schulenburg, Kai Uwe: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin), Institut Kirche und Judentum, Berlin 1994
- Landeshauptarchiv Schwerin: Rep. 2.26-7/1, Nr. 7873 (Großherzogliches Kabinett I / Sachakte)