Synagoge Gnoien

Region: Rostock
Adresse: Gnoien
Erhaltung: abgerissen

Geschichte der Synagoge

Über eine Synagoge in der Stadt Gnoien während der Zeit der jüdischen Erstbesiedlung Mecklenburgs ist nichts bekannt. Die später in Gnoien existierende Synagoge wurde in der Zeit nach der jüdischen Wiederbesiedlung Mecklenburgs angelegt. Sie muss nach 1817, vermutlich im Jahre 1818, erbaut worden sein. Das Magistratsprotokoll vom 10. September 1817 belegt, dass sich die Stadt Gnoien, vertreten durch den Bürgermeister Bölckow und die Senstoren Wasmuth und Köppen, mit den Deputierten der jüdischen Gemeinde Behrendt, Beer und Salinger über die Errichtung einer Synagoge und die Verteilung der Plätze innerhalb des Gotteshauses an diesem Tage geeinigt hatten. Die genaue Lage, das Aussehen und die Ausstattung sind noch unbekannt und bedürfen weiterer Recherchen. Sie dürfte aufgrund der jüdischen Bevölkerungsentwicklung in Gnoien allenfalls bis zum Ende des 19. Jahrhunderts genutzt worden sein.

Lediglich das Ende der Gnoiener Synagoge ist näher überliefert. So schrieb am 4. März 1913 der Vorstand der jüdischen Gemeinde Gnoien an das Ministerium für Unterricht, Kunst und geistige Angelegenheiten, dass in Gnoien nur noch vier Familien leben würden und diese finanziell nicht in der Lage seien, die Synagoge zu erhalten. Daher baten sie um die Erlaubnis, die Synagoge nebst Wohnhaus verkaufen zu dürfen. Der Israelitische Oberrat konnte sich mit drei gegen drei Stimmen zunächst nicht zu einem Verkauf durchringen. Dabei stimmten die Oberratsmitglieder Landesrabbiner Dr. Siegfried Silberstein, H. J. Lychenheim aus Ribnitz und Bernhard für einen Verkauf, Moritz Bonheim, Daltrop und Simon Gumpert dagegen. Offensichtlich muss das Synagogengebäude später der Stadt Gnoien zum Kauf angeboten worden sein, denn der Magistrat der Stadt Gnoien teilte am 26. März 1913 dem Ministerium für Unterricht, Kunst und geistige Angelegenheiten mit, dass das Gebäude für den katholischen Gottesdienst nicht mehr in Frage käme. Noch 1913 setzte sich das Oberratsmitglied Lychenheim dafür ein, die Synagoge für den Gottesdienst und den Unterricht zu erhalten. Als am 15. Januar 1920 auch die Israelitische Gemeinde Gnoien ihrer Auflösung zustimmte, muss das Synagogengebäude noch im gleichen Jahr vermutlich an privat verkauft und kurze Zeit später abgerissen worden sein. Der erzielte Erlös wurde anschließend für die Pflege des jüdischen Friedhofs aufgewendet. Als am 17. März 1921 auch der der Israelitische Oberrat einstimmig die Auflösung der Gemeinde Gnoien beschloss, existierte in Gnoien die Synagoge schon nicht mehr. Es waren nunmehr nur noch eine Thorarolle, eine Wohnung mit Thoraschrank und drei Thoramäntel vorhanden. Nachdem das Ministerium die Auflösung offiziell am 10. April 1923 erklärte hatte, wurden die verbliebenen Kultusgegenstände dem Schweriner Landesarchiv übergeben.

-----
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 19.04.2017)
Quellen:

  • Arlt, Klaus / Beyer, Constantin / Ehlers, Ingrid / Etzold, Alfred / Fahning, Kerstin Antje: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Wichern-Verlag, Berlin 1992
  • Landeshauptarchiv Schwerin: Rep. 5.12-7/12, Nr. 54 (Regierungskommissar beim Israelitischen Oberrat)
  • Stadtarchiv Gnoien: Magistratsprotokoll vom 10. September 1817