Synagoge Schwerin

Region: kreisfrei
Adresse: Schwerin, Landesrabbiner-Holdheim-Straße 3-5 (Schlachterstraße 3-5, Schlachtermarkt 3/5)
Erhaltung: zerstört, abgerissen und neu erbaut

Geschichte der Synagoge

Obwohl es während der ersten Phase der jüdischen Besiedlung Mecklenburgs in der Stadt Schwerin nachweislich bereits jüdische Einwohner gegeben hat, ist allein aufgrund der geringen Anzahl zweifelhaft, ob diese hier über eine eigene Synagoge verfügten. Die ersten gesicherten Nachweise für eine Schweriner Synagoge stammen erst aus aus der Zeit nach der jüdischen Wiederbesiedlung. Für die hier so früh bestehende jüdische Gemeinde ausgesprochen spät, nämlich erst im Jahr 1773, wurde in Schwerin eine eigene Gemeindesynagoge errichtet. Zuvor scheint allerdings auch keine Notwendigkeit dazu bestanden haben, da wohlhabende Schutzjuden über Jahrzehnte hinweg in ihren privaten Wohnhäusern stets Synagogenräumlichkeiten zur Verfügung gestellt und dort teilweise sogar eigene Hausrabbis beschäftigten hatten.

Die Synagoge wurde im Hinterhof des Grundstücks Schlachtermarkt 3/5 (heute Landesrabbiner-Holdheim-Straße 3-5) errichtet. Darüber hinaus ist über diese erste Synagoge nur wenig überliefert. Aufgrund des starken Anwachsens der jüdischen Gemeinde wurde diese schnell zu klein und man errichtete an gleicher Stelle im Jahr 1819 einen neuen und größeren Fachwerkbau. Der Zugang zur Synagoge erfolgte über das Vorderhaus in der Schlachterstraße 5, heute Großer Moor 12. Später wurde auch ein Nachbarhaus erworben und im dortigen Keller eine Mikwe eingerichtet. Diese wurde allerdings nur kurze Zeit genutzt und später stillgelegt. Die Jüdinnen fuhren danach nach Lübeck, um die dortige Mikwe zu benutzen. 1866 wurde das Gebäude renoviert. Dabei wurde auch das Innere der Synagoge umgestaltet und der Zugang in die Schlachterstraße 3 verlegt. Im Erdgeschoss befand sich auch die Israelitische Schule von Schwerin.

Bis 1938 fanden hier regelmäßig Gottesdienste statt. Dies endete mit der „Reichskristallnacht“: in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 wurde das Innere des Gebäudes verwüstet. Die Schweriner Synagoge brannte nur deshalb nicht ab, weil diese sich in einem engen Verbund von Fachwerkhäusern befand und die Gefahr des Übergreifens des Feuers bestand. Nach der Schändung erhielt die Gemeinde seitens der Stadt die Auflage, das Gebäude innerhalb einer Woche abzureißen, was anschließend zumindest teilweise durch Gemeindemitglieder erfolgte.

1951 wurde durch die neu gebildete Jüdische Landesgemeinde Mecklenburg ein Gedenkstein an Stelle der ehemaligen Synagoge errichtet sowie eine Gedenktafel am Vorderhaus angebracht. Erst 2008 wurde für die sich schon kurz nach der Wiedervereinigung neu gebildete jüdische Gemeinde von Schwerin an der historischen Stelle der abgerissenen Synagoge im Hinterhof der ehemaligen Schlachterstraße 3-5 nach Projektierung durch die Schweriner Architekten Joachim und Matthias Brenncke und anschließender siebenmonatiger Bauzeit die Neue Synagoge Schwerin vollendet und am 3. Dezember 2008 eingeweiht. Das bei den Bauarbeiten entdeckte Fundament der alten Synagoge wurden dabei in den Neubau integriert.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 03.08.2016)
Quellen:

  • http://www.zentralratdjuden.de/de/topic/387.listenansicht.html?synagogueId=40
  • Arlt, Klaus / Beyer, Constantin / Ehlers, Ingrid / Etzold, Alfred / Fahning, Kerstin Antje: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Wichern-Verlag, Berlin 1992
  • Borchert, Jürgen / Klose, Detlef: Was blieb... Jüdische Spuren in Mecklenburg, Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung GmbH, Berlin 1994
  • Brocke, Michael / Ruthenberg, Eckehart / Schulenburg, Kai Uwe: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin), Institut Kirche und Judentum, Berlin 1994
  • Diekmann, Irene: Wegweiser durch das jüdische Mecklenburg-Vorpommern, Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 1998
  • Donath, Leopold: Geschichte der Juden in Mecklenburg von den ältesten Zeiten (1266) bis auf die Gegenwart (1874), Verlag Oskar Leiner, Leipzig 1874
  • Tychsen, Oluf Gerhard: Bützowische Nebenstunden, verschiedenen zur Morgenländischen Gelehrsamkeit gehörigen mehrentheils ungedruckten Sachen gewidmet, Theil 1-6, Müller, Bützow und Rostock 1766-1769