Synagoge Güstrow
Region: Rostock
Adresse: Güstrow, Krönchenhagen 13
Erhaltung: zerstört und abgerissen, heute Parkplatz
Geschichte der Synagoge
Die Stadt Güstrow muss bereits nach der Erstbesiedlung Mecklenburgs durch Juden über eine jüdische Gemeinde und damit auch über eine eigene Synagoge verfügt haben. Dies geht bereits aus der Legende der angeblichen Güstrower Hostienschändung durch Juden im Jahr 1330 hervor. Danach soll die erste Synagoge als Folge des Prozesses zerstört worden sein. An ihrer Stelle wurde eine Kapelle gebaut. Nachdem diese aber durch einen Brand zerstört worden war, wurde 1509 an gleichem Ort ein Franziskaner-Kloster errichtet. Sie muss deshalb ursprünglich auf dem Platz des heutigen Klosterhofes gestanden haben.
Nach der Neuansiedlung von Juden in Güstrow soll seit dem Ende des 18. Jahrhunderts für Gottedienste eine Betstube in einer angemieteten Wohnung auf dem Ratsbauhof Baustraße/Ecke Armesünderstraße genutzt worden sein. Erst viel später war es der Gemeinde möglich, eine eigene Synagoge zu errichten. Spenden und ein größerer Nachlass einer Frau Jacobsen gaben der Gemeinde die finanziellen Mittel, 1829 ein eigenes dafür gedachtes Gebäude auf dem Grundstück Krönchenhagen 13 erbauen zu lassen. Möglicherweise war zuvor ein älteres Gebäude auf dem gleichen Platz als Synagoge genutzt und für den Bau abgerissen worden. Bei dem Neubau, der am 28. September 1829 eingeweiht worden war, handelte es sich um eine einstöckige Synagoge im klassizistischen Stil, die wie damals üblich von der Straße zurückgesetzt war. Im vorderen Bereich des Grundstücks befand sich zur Straße hin ein Garten. In der Synagoge fanden zunächst auch der Religionsunterricht und die Gemeindeversammlungen statt.
1870 wurde links neben der Syangoge ein Gemeindehaus errichtet und darin eine Dienstwohnung für den Kultusbeamten geschaffen. Bereits das 50jährige Jubiläum im Jahr 1879 wurde festlich begangen. 1882 wurde am Gemeindehaus ein Schulraum angebaut, in dem fortan der Religionsunterricht abgehalten wurde. 1901 wurde der Innenraum der Synagoge renoviert. Gleiches erfolgte zum 100jährigen Jubiläum des Synagogenbaus. Zusätzlich erhielt sie ein blaues Schieferdach sowie eine weiß-gelbe Fassade.
Die Güstrower Gemeinde hatte aufgrund ihrer besseren finanziellen Ausstattung offensichtlich weniger Probleme Rabbiner oder Religionslehrer zu finden, als dies in den meisten Mecklenburger Landstädten der Fall war. Belegt sind hier als Rabbiner, Prediger, Religionslehrer oder Kultusbeamte Dr. Moritz Löwe (ab 1841), Jehuda Hamburger (ab 1849), Dr. Louis Roth (ab 1864), Dr. Leopold Löwenstein (ab 1868), Dr. Leopold Donath (1870-1876), Dr. Josef Samuel Bloch (1. Juni 1875), der Wanderlehrer Steinweg (1913-1917) und Kurt Schatz (um 1938). Diese Liste ist jedoch nicht abschließend.
Auch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten fanden in der Synagoge noch regelmäßige Gottesdienste statt. Diese und die Existenz der Güstrower Synagoge endeten wie andernorts auch zur „Reichskristallnacht“ am 9./10. November 1938. Sie wurde am 10. November 1938 um 05.30 Uhr in Brand gesteckt, brannte komplett aus und wurde kurze Zeit später abgerissen. Gemeindehaus und Schulraum blieben jedoch unversehrt. 1949 verkaufte die Jüdische Landesgemeinde Mecklenburg das Grundstück an privat.
Das Grundstück der ehemaligen Synagoge ist heute ein Parkplatz. Das Gemeindehaus und das Unterrichtshaus unmittelbar links daneben stehen noch, wurden saniert und werden heute als Wohnhaus genutzt. Seit August 2006 befindet sich im Straßenplaster vor dem Grundstück der ehemaligen Synagoge die Gedenkschrift „28. September 1829 Einweihung / Synagoge Güstrow / 9. November 1938 Zerstörung“.
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 10.08.2016)
- http://www.wilhelm-mastaler.de/WM-01.htm
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- Brocke, Michael / Carlebach, Julius: Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen, böhmischen und großpolnischen Ländern 1781-1871, Walter de Gruyter, München 2004
- Brocke, Michael / Ruthenberg, Eckehart / Schulenburg, Kai Uwe: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin), Institut Kirche und Judentum, Berlin 1994
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- Tychsen, Oluf Gerhard: Bützowische Nebenstunden, verschiedenen zur Morgenländischen Gelehrsamkeit gehörigen mehrentheils ungedruckten Sachen gewidmet, Theil 1-6, Müller, Bützow und Rostock 1766-1769