Dr. Isidor (Baruch Isaak) Lipschütz

(* 27. Juli 1812 Wronke/Wronki — † 19. Dezember 1877 Berlin)

Der spätere Landesrabbiner von Mecklenburg-Schwerin Dr. Baruch Isaak (später Isidor) Lipschütz (auch Lüpschütz oder Lipschitz) wurde am 27. Juli 1812 in Wronke/Wronki in der Provinz Posen als Sohn des Israel Lipschütz und seiner Ehefrau Dorothea geb. Warasch geboren. Sein Vater stammte aus Glogau, war ab 1784 als Rabbiner in dem nahen Obersitzko/Obrzycko tätig und ein Jahr später in Chodziesen/Chodzież. Und auch dessen Vater, Baruch Isaaks Großvater Gedalje, hatte zuvor schon die Rabbinerlaufbahn eingeschlagen.

Er erhielt zunächste eine Ausbildung durch einen Hauslehrer. Er muss später Rabbinatsseminare besucht haben, denn er erhielt Rabbinatsdiplome aus Inowrazlaw/Inowrocław und Czarnikau/Czarnków. 1833 trat er in seiner Heimatstadt Wronke eine Rabbinerstelle an, wurde aber nur kurze Zeit später wegen seines jugendlichen Alters wieder vom Dienst suspendiert. Er bereitete sich dann auf sein Abitur vor und besuchte alsdann die Franzschule in Dessau und lernte am Joachimthalschen Gymnasium in Berlin. Danach begann er ein Studium der Theologie und Philosophie in Berlin und heiratete eine Minna Malka Levin aus Pinne/Pniewy. Der Ehe entsprangen insgesamt vier Kinder, von denen Sohn Oskar später beruflich in die Fußstapfen seines Vaters treten sollte.

1843 wurde Lipschütz Prediger in Posen/Poznan, legte dort sein Amt jedoch 1846 nieder. Ein weiteres Rabbineramt, das er danach in Landsberg an der Warthe annahm, endete jedoch schon bald, da es nur kurze Zeit nach Antritt - Gerüchten zufolge - zu einem Zerwürfnis mit der Gemeinde gekommen war. Schon 1847 bewarb er sich deshalb als Landesrabbiner in Kassel. Zwar wurde er 1848 von der kurhessischen Regierung zum Landesrabbiner ernannt, konnte aber wegen der aktuellen Revolutionslage sein Amt nicht mehr antreten. Er zog sich danach als Privatgelehrter nach Amsterdam zurück. Am 2. August promovierte er in Jena und nach 1850 in Frankfurt/Oder erneut eine Rabbinerstelle an.

Auch in Frankfurt blieb er nicht lange. Nachdem er einen Ruf in die Schweiz ausschlug, trat er am 11. Juli 1853 die Stelle als Landesrabbiner von Mecklenburg-Schwerin in Schwerin an. Seine Amtseinführung fand an diesem Tag ungewöhnlicherweise in der kleinen Synagoge von Krakow am See statt. Lipschütz war ein vehementer Vertreter des orthodoxen Judentums. Mit dieser Haltung stieß er gerade bei den liberaler geprägten jüdischen Gemeinden von Mecklenburg nicht selten auf Widerstand und Unverständnis. Auch hier kam es deshalb nach einigen Jahren zu einem Zerwürfnis mit den Gemeinden, so dass er zu Michaelis 1858 seines Amtes als Landesrabbiner enthoben wurde.

Danach ließ er sich als Privatgelehrter, Talmudlehrer und Prediger in Hamburg nieder, verzog 1870 aber nach Berlin. Hier verstarb Dr. Baruch Isaak Lipschütz am 19. Dezember 1877.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 20.09.2015)
Quellen:

  • http://www.alemannia-judaica.de/kassel_rabbiner.htm
  • Brocke, Michael / Carlebach, Julius: Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen, böhmischen und großpolnischen Ländern 1781-1871, Walter de Gruyter, München 2004
  • Projekt Juden in Mecklenburg: Gesamtstammbaum der Mecklenburger Juden (GEDCOM)
  • Schröder, Hans (Hrsg.): Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart, Band Klincker - Lyker, Verlag Perthes-Besser und Mauke, Hamburg 1866