Bernhard Rabinowitz (Rabbino)
(* 20. April 1860 Kaunas/Kowno — † 24. November 1933 Bronx, New York)
Bernhard Rabinowitz wurde am 20. April 1860 als zweiter Sohn des David Rabinowitz und der Leah geb. Wilensky in Wilki bei Kaunas/Kowno geboren. Nach Familienüberlieferungen wurde Bernhard von seiner Mutter zu Fuß von Wilki in das 25 km entfernt liegende Kaunas gebracht, damit er dort eine bessere Ausbildung bekäme. Es war für ihn das erste Mal, dass er eine Stadt zu sehen bekam. Er studierte dort jüdische Literatur. Im Alter von 21 Jahren entschied er sich, dem harten Militärdienst in der russischen Armee zu entgehen und ging deshalb als mittelloser „Bocher“ nach Preußen. Dort setze er seine Ausbildung fort und wurde nach vier Jahren harten Studiums und einer sehr asketischen Lebensweise zum Rabbiner ordiniert.
Sein erster Einsatz als Rabbi erfolgte in Crivitz unter dem Landesrabbiner Dr. G. Fabian Feilchenfeld, später auch in Malchow. Insgesamt war er in Mecklenburg von 1881 bis 1884 tätig. Nach eineinhalb Jahren hatte er dann genug verdient, um seine jüngeren Bruder in Russland unterstützen zu können. Bernhards Eltern David und Leah entschieden sich im Jahre 1880, mit ihrer gesamten Familie in die Vereinigten Staaten zu emigrieren. Dort angekommen benannte sich die Familie in Rabbino um. Nachdem sie dort Fuß gefasst hatten, ermutigten sie Bernhard, es ihnen gleich zu tun. Obwohl er in Deutschland nun etabliert war, drangen sie ihn, eine bessere Möglichkeit zu suchen.
Bernhard ging daraufhin im Jahre 1884 nach Amerika, wo er zunächst in Keokuk, Iowa von 1884 bis 1886 tätig war. Nachdem er eine feste Anstellung als Rabbiner in Akron, Ohio bekommen hatte, kehrte er nach Deutschland zurück, um seiner zukünftigen Ehefrau Anna Ladewig aus Crivitz einen Heiratsantrag zu machen und sie nach Amerika zu holen. Sie heirateten, wohl im Jahr 1887 noch in Mecklenburg, und emigrierten 1887 gemeinsam nach Amerika.
Dort angekommen benannten sie sich – ebenso wie schon seine Eltern zuvor – in Rabbino um. Nach einigen Jahren als Rabbi in verschiedenen Städten (Brunswick, Georgia 1889–1894, Jacksonville, Florida 1894–1899), studierte er Rechtswissenschaften in Brunswick unter der Anleitung des Kongressmannes Brantley sowie in Jacksonville, wo er durch den Senator Hartridge betreut wurde. Bernhard wurde daraufhin Rechtsanwalt und ließ sich 1899 mit Anna in New York City nieder.
Das spätere Begräbnis des geachteten orthodoxen Rabbiners Jacob Joseph in New York 1902 wurde zu einem Wendepunkt in seinem Leben. Als dabei zahlreiche Juden dem Verstorbenen das Geleit gaben, kam es zu rassistischen Attacken von Angestellten einer New Yorker Firma. Schnell führten die Umstände zu einer Eskalation der Lage, woraufhin alle naheliegenden Polizeistationen alarmiert wurden und nun auch die Polizisten eingriffen. Resultat der Unruhen waren etliche Verletzte auf Seite der Juden, was für Bernhard auch der eigentliche Anlass gewesen sein soll, 1902 Mitglied des Legal Aid Bureau of the Educational Alliance in New York zu werden. Nachdem er dort umfangreiche praktische Erfahrung gesammelt hatte, war er unter anderem sehr aktiv bei der Errichtung eines Familiengerichts in New York involviert, was dann im Jahre 1910 Wirklichkeit wurde.
Bernhard Rabbino verstarb am 24. November 1933 in der Bronx in New York.
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 20.09.2015)
- Gramenz, Jürgen: Ladewig: Dokumentation eines jüdischen Familienverbandes aus Mecklenburg, Cardamina-Verlag, Plaidt 2013
- Projekt Juden in Mecklenburg: Gesamtstammbaum der Mecklenburger Juden (GEDCOM)
- Rabbino, Bernhard: Back to the Home: Essays and Papers on the Domestic Relations Court, New York Court Press, New York 1933