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Ferdinand Carl (Nathan) Löwenhelm

(* 7. Juni 1793 Brüel — † 25. August 1868 Hagenow)

Der spätere Hagenower Stadtmusikus Ferdinand Carl (Nathan) Löwenhelm wurde am 7. Juni 1793 als Kind des Schutzjuden Abraham Löwenhelm und seiner Ehefrau Susanne in Brüel geboren. Ferdinand hatte noch mindestens zwei Schwestern: Friederike (Freide), die am 17. Januar 1796 in Brüel geboren wurde, und Rosetta die im Jahr 1800 in Brüel das Licht der Welt erblickte.

Dank der umfangreichen Recherchen des Hannah-Meinungen-Hauses in Hagenow sind zahlreiche Details zu Ferdinand und seinen späteren Nachkommen erhalten geblieben. So nahm Ferdinand bereits in recht jungen Jahren an den Napoleonischen Befreiungskriegen teil, und zwar als Trompeter der Dritten Escadron des reitenden Jäger-Regiments. Laut der späteren Volkszählungsliste von 1819 von Hagenow ging Ferdinand bereits 1816 nach Hagenow, da er sich dort zuvor um die frei gewordene Stelle des Stadt- und Amtsmusikanten beworben hatte und diese schließlich auch erhielt.

In der Folgezeit muss er dann ein Verhältnis mit der Hagenower Christin Sophia Pauly eingegangen sein, denn aus dieser Verbindung ging die uneheliche Tochter Anna Sophia Dorothea Pauly hervor, die am 14. Mai 1818 in Hagenow zur Welt kam. Sie verstarb jedoch nur vier Jahre später am 1. Juni 1819.

Nur einige Monate nach der Geburt seiner unehelichen Tochter heiratete Ferdinand am 4. Juli 1818 in Hamburg Johanna oder Charlotte von Hallé, die am 25. Dezember 1795 in Hamburg geboren worden und Tochter einer jüdischen Familie aus Hamburg war. Sie schenkten in Hagenow insgesamt fünf Kindern das Leben.

Spätestens 1825 hatte Ferdinand den Status eines Schutzjuden in Hagenow inne. Im Jahr 1834 war er dann finanziell so gefestigt, dass er in der Lage war, das Haus Nr. 106 in der Langen Straße 35 zu erwerben. Am 13. August 1844 trat die gesamte Familie zum evangelischen Glauben über. Der Grund für den Übertritt zum Christentum lag wohl in seinem Wunsch, vollends als vollwertiger Bürger anerkannt zu werden. So war ihm nämlich zuvor das Führen des Titels „Stadtmusikdirektor” und das Betreiben einer Musikschule nur deshalb verweigert worden, weil er Jude war. Nur durch diesen Schritt wurde ihm letztlich am 21. April 1845 auch das Bürgerrecht der Stadt Hagenow verliehen.

Ferdinand verstarb am 25. August 1868 in Hagenow. Als seine Witwe Johanna am 15. Januar 1869 ebenfalls in Hagenow verstarb, hatte sie bereits ein Jahr zuvor der Stadt eine Stiftung vermacht, aus deren Zinserträgen ein Mal im Jahr zum Hochzeitstag des Paares Bedürftige unterstützt werden sollten. Diese Löwenhelm’sche Stiftung vergrößerte sich später durch Spenden der Kinder, so dass 1902 aus deren Mitteln das Hagenower Krankenhaus errichtet werden konnte.

Die heute in Hagenow am Krankhaus beginnende Löwenhelmstraße ist nicht Ferdinand, sondern seinem Sohn Julius Löwenhelm gewidmet worden, der 1901 wegen seiner finanziellen Zuwendungen zur Stiftung und zur Errichtung des Krankenhauses das Ehrenbürgerrecht der Stadt Hagenow verliehen bekam.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 24.01.2016)
Quellen:

  • Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia: Die Juden von Brüel: Rekonstruktion einer Gemeinde, Cardamina-Verlag, Plaidt 2013
  • Hannah-Meinungen-Haus Hagenow: Schautafel „Die Familie des Stadtmusikus Ferdinand Löwenhelm und die Löwenhelm’sche Stiftung”
  • Hannah-Meinungen-Hauses Hagenow, Archiv
  • Landeshauptarchiv Schwerin: Rep. 5.12-3/20, Volkszählung in Mecklenburg-Schwerin vom 10. September 1819
  • Projekt Juden in Mecklenburg: Gesamtstammbaum der Mecklenburger Juden (GEDCOM)