Josephy (Jachel) Löwenthal
(* 29. Mai 1821 Sternberg — † 8. August 1882 Schwerin)
Josephy (Jachel) Löwenthal (später nur noch Joseph genannt) wurde am 29. Mai 1821 in Sternberg als Sohn des aus Bützow stammenden, aber in Sternberg ansässigen Kaufmanns David Israel Löwenthal und der Amalie geb. Josephy geboren.
Er verließ seine Heimtstadt schon früh in Richtung Bützow und kehrte damit in den Stammort seines Vaters zurück. Vermutlich erhielt er dort auch seine kaufmännische Ausbildung innerhalb einer Unternehmung eines Zweiges der Bützower Löwenthals.
Am 1. Juli 1854, im Alter von 33 Jahren, gründete er gemeinsam mit dem einer Hamburger Kaufmannsfamilie entstammenden Semmy (Hans) Nord in Bützow ein Getreidehandelsunternehmen, zunächst unter der Firmierung Joseph Löwenthal & Co., so dass der Schluss nahe liegt, dass Joseph anfangs die führende Kraft hinter der Unternehmung war. Damit legte er den Grundstein für eine Mecklenburger Erfolgsgeschichte und sorgte auch für die spätere Lebensgrundlage der nachkommenden Familienzweige der Gründer.
Im Jahre 1860 siedelte die Firma nach Schwerin über, wo sie den an der Paulstraße gelegenen Speicher erwarb und ihn im Laufe der Jahre mehrfach vergrößerte. Sie entwickelte sich dann in der Folgezeit zu der weit über die Landesgrenzen bekannten Landhandelsfirma und Getreidegroßhandlung Löwenthal, Nord & Co. mit zahlreichen Filialen in Norddeutschland.
Josephy (Jachel) Löwenthal verstarb am 8. August 1882 in Schwerin. Bis zum Schluss war er Seniorchef seiner Firma geblieben, welche dann von seinem Gründungspartner Semmy Nord und seinen Erben fortgeführt wurde.
Zum Zeitpunkt der nationalsozialistischen Machtergreifung zählte sie zu den erfolgreichsten Betrieben in Mecklenburg und hatte sogar den Rang des größten norddeutsche Getreideunternehmen inne. Neben dem in Schwerin befindlichen Hauptgeschäft und der Zweigstelle in Sternberg Lübeck, Bützow und Goldberg und war später auch Eigentümer der Schweriner Mühlenwerks G.m.b.H. in Schwerin sowie der Mühlen & Handelsgesellschaft m. b. H. in Wittenburg. Durch den weiteren wirtschaftlichen Aufschwung folgten in den 1920er Jahren noch Zweigstellen in Rostock und Reinfeld.
Für die Nachfolger der jüdischen Gründer endete die Erfolgsgeschichte jedoch mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten, als das Unternehmen der „Arisierung“ anheim fiel, die Geschäftsanteile der jüdischen Miteigentümer enteignet und sie damit aus der Firma gedrängt wurden. Ursprünglich initiiert hatte diese Herausdrängung ein erst 1891 hinzugekommener, nichtjüdischer Teilhaber, der sich schon 1933 beim Ministerpräsidenten von Mecklenburg und dem NSdAP-Mitglied Walter Granzow für eine Enteignung der jüdischen Teilhaber eingesetzt hatte.
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 20.09.2015)
- Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia: Die jüdische Geschichte der Stadt Sternberg (Mecklenburg), Verlag tredition, Hamburg 2015
- Leo Baeck Institute: AR 6473, Max Nord Collection, 1878–circa 1950, bulk 1878–1932.
- Projekt Juden in Mecklenburg: Gesamtstammbaum der Mecklenburger Juden (GEDCOM)