Dr. David Meyer Einhorn
(* 10. November 1809 Diespeck — † 2. November 1879 New York)
Der spätere Landesrabbiner von Mecklenburg-Schwerin, Dr. David Meyer Einhorn, wurde am 10. November 1809 in Diespeck im heutigen Mittelfranken geboren. Er besuchte in Fürth die Talmudschule und wurde dort bereits im Alter von 17 Jahren zum Rabbiner ordiniert. Anschließend studiert er von 1828 bis 1834 Philosophie an den Universitäten in Erlangen, München and Würzburg. In dieser Zeit muss er auch zum Anhänger des Rabbiners Abraham Geiger (1810 — 1874) geworden sein, der zu der Zeit wohl der wichtigste Vordenker des Reformjudentums war. Einhorn sollte dieser Auslegung des Judentums bis zu seinem Lebensende treu bleiben. So vertrat er vehement das Halten von Predigten in der deutschen Sprache, die Gleichberechtigung von Mann und Frau in religiösen Angelegenheiten und eine Abkehr von den orthodoxen Zielen des ursprünglichen Judentums, wie u. a. die Ausrichtung allen religiösen Tuns auf die Wiederherstellung des Tempels in Zion. Nicht in allen Punkten widersprach er jedoch der orthodoxen Lehre: Er blieb ein Gegner interreligiöser Heiraten, da er dadurch den Bestand des Judentums an sich als gefährdet ansah.
Seine reformistische Auslegung - oder eher die Furcht vor der dahinter vermuteten revolutionären Gesinnung - sollte ihm immer wieder Schwierigkeiten bereiten. So lehnte die Bayerische Staatsregierung 1838 seine Berufung zum Rabbiner von Wellhausen ab. 1842 trat er dann das Rabbineramt von Hoppstädten an und wurde zum Landesrabbiner im Fürstentum Birkenfeld ernannt.
Einhorn heiratete vor 1848 die aus Bad Kreuznach stammende Julia Henriette Ochs, mit der er vier Töchter hatte.
1847 wurde er zum Landesrabbiner von Mecklenburg-Schwerin mit Sitz in Schwerin berufen und folgte damit dem ehemaligen Landesrabbiner Dr. Samuel Holdheim, dessen reformistische Ansichten er weitestgehend teilte und fortführte. Schon im gleichen Jahr kam es wegen der Segnung eines unbeschnittenen Säuglings zum Konflikt mit traditioneller eingestellten Gemeindemitgliedern und dem christlichen und in Rostock ansässigen Theologieprofessor Franz Delitzsch. Dies blieb nicht der einzige Konflikt, woraufhin er 1852 letztlich sein Amt als Landesrabbiner niederlegte.
Er folgte im Januar 1852 dem Ruf einer Reformgemeinde im Ungarischen Pest. Nur zwei Monate nach Übernahme des Amtes schloss die Österreichisch-Ungarische Regierung die gesamte Gemeinde aus Angst vor revolutionären Umtrieben.
Wohl unter dem Eindruck der revisionistischen Verhältnisse nach dem Scheitern der Deutschen Revolution entschloss sich Einhorn zur Emigration in die USA. Am 29. September 1855 übernahm er in Baltimore die Stelle des Rabbiners der Har Sinai Gemeinde, die als die älteste reformierte Gemeinde in den USA galt. 1861 musste er sein Amt gezwungenermaßen und fluchtartig verlassen, als er in einer Predigt offen gegen die Sklaverei auftrat und daraufhin einem Lynchmob entgehen musste. Er wurde in Philadelphia Rabbiner der dortigen Keneseth Israel Gemeinde. Nur fünf Jahre später im Jahr 1866 wechselte er zur New Yorker Adath Israel Gemeinde (später Beth-El). Hier verstarb Dr. David Meyer Einhorn am 2. November 1879 nur kurze Zeit nach seinem Wechsel in den Ruhestand in diesem Jahr.
War Einhorn für viele in Deutschland und Europa zu radikal in seinen Ansichten, galt und gilt er auch heute noch in den Vereinigten Staaten als geachtete Hauptfigur des dortigen Reformjudentums. Sein im Jahr 1856 verfasstes Gebetbuch Olat Tamid wurde zur Grundlage des heute in vielen Reformgemeinden verwendeten Union Prayer Books.
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 20.09.2015)
- http://www.geni.com/people/David-Einhorn/6000000009375955986
- https://de.wikipedia.org/wiki/David_Einhorn_(Rabbiner)
- Donath, Leopold: Geschichte der Juden in Mecklenburg von den ältesten Zeiten (1266) bis auf die Gegenwart (1874), Verlag Oskar Leiner, Leipzig 1874
- Projekt Juden in Mecklenburg: Gesamtstammbaum der Mecklenburger Juden (GEDCOM)
- Schröder, Frank: 100 jüdische Persönlichkeiten aus Mecklenburg-Vorpommern: ein Begleiter zur Ausstellung des Max-Samuel-Hauses, 22. Mai bis 22. November 2003. Schriften aus dem Max-Samuel-Haus 4, Stiftung Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur in Rostock Max-Samuel-Haus, Rostock 2003