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Justizrat Carl Laser Ladewig

(* 16. April 1855 Crivitz — † 30. Juni 1926 Baden-Baden)

Carl Laser Ladewig wurde am 16. April 1855 als zweiter Sohn des Jeremias Ladewig und der Friederike geb. Stern in Crivitz geboren.

Nach Besuch der Grundschule in Crivitz und des Schweriner Gymnasiums studierte er von etwa 1873 bis 1877 Rechtswissenschaften an den Universitäten Heidelberg, Leipzig und Berlin. Am 15. Juni 1877 wurde er zum Rechtsreferendar und am 15. Februar 1882 zum Assessor im Bezirk des Kammergerichts Berlin ernannt. Ab dem 25. März 1882 erhielt er die Anwaltszulassung am Landgericht I. Seine Kanzlei betrieb er zunächst in der Kronenstraße 51, später in der Jägerstraße 66, Taubenstraße 7, Kaiserhofstraße 1 und letztendlich in der Kronenstraße 4–5.

Er heiratete am 8. Juli 1884 in Berlin Gertrud Cohn, die die Tochter des Berliner Erfinders Ephraim Cohn war. Beide waren jüdischen Glaubens und blieben dies auch bis zu ihrem Lebensende.

Carl Laser Ladewig betätigte sich schon früh politisch und war Anhänger der Deutschen Fortschrittspartei, später der Deutschen Freisinnigen Partei. Er wurde Stadtverordneter von Berlin und blieb es insgesamt 25 Jahre, und zwar vom 13. April 1893 bis zum September 1918 und war dort Mitglied der Fraktion der Linken. Er gehörte der Wahlabteilung II und dem Wahlbezirk 2 an und war als Abgeordneter zumindest bis zum Ablauf der Wahlzeit für 1919 Mitglied des Ausschusses zur Vorprüfung der Gültigkeit der Stadtverordnetenwahlen, der Borstelschen Stiftung für Blinde und Erblindete, der Gesinde-Belohnungs-Deputation, der Deputation für Kunstzwecke, der Otto-Stiftung, der Deputation für die innere Ausschmückung des Rathauses, des Kuratoriums der Stadtbibliothek und der städtischen Volksbibliotheken und Lesehallen und der Verbandsversammlung Groß Berlin. Er legte zahlreiche Anträge, zum Teil in Zusammenarbeit mit seinen politischen Freunden, der Stadtversammlung zur Beschlussfassung vor. So unterstützte Carl beispielsweise zusammen mit einem Fraktionskollegen, dem Abgeordneten Galland, einen Antrag auf Neubau der Berliner Stadtbibliothek, der dann gebilligt wurde.

Bereits am 23. Dezember 1901 hatte Carl Ladewig den Ehrentitel Justizrat (JR) erhalten und war seit November 1902 dann auch zusätzlich als Notar tätig gewesen.

Seine Mandate müssen mit den Jahren bedeutender geworden sein. So war Carl Ladewig später Rechtsbeistand und Liquidator der Firma des bekannten belgischen Künstlers, Architekten und Designers Henry Clement van de Velde, der als ein bedeutender Vertreter des Jugendstils, auch Art Nouveau genannt, gilt. Van de Velde gründete zusammen mit dem Juristen und seinem Geschäftspartner Eberhard von Bodenhausen am 23. Dezember 1898 in Berlin die „Van de Velde G.m.b.H.“, deren Geschäftszweck die Herstellung und der Vertrieb von Möbeln, Teppichen, Beleuchtungskörpern, Metallarbeiten und Schmucksachen war. Bereits 1899 kam die Firma in finanzielle Schwierigkeiten, wohl auch aufgrund der Tatsache, dass van de Velde das nötige Durchsetzungsvermögen und das Interesse für die wirtschaftlichen Erfordernisse eine Firma fehlten. Daher delegierte von Bodenhausen den kaufmännischen Teil im August 1899 an Carl Ladewig, wobei dieser dabei vorrangig Stellvertreterfunktionen übernahm. Um die finanziellen Schwierigkeiten der Firma van de Veldes zu überwinden, strebten von Bodenhausen und Ladewig die Fusion mit einer größeren Kunstgewerbefirma an, was jedoch scheiterte. Beide leiteten daraufhin Liquidations- und Verkaufsverhandlungen ein, währenddessen es auch zu vorübergehenden Dissonanzen zwischen Ladewig und van de Velde kam. Der gesamte Vorgang endete schließlich in einem verlustreichen Verkauf der GmbH.

Carl Laser Ladewig verschied am 30. Juni 1926 unerwartet im Hotel Frankfurter Hof in Baden-Baden auf einer Geschäftsreise.

Sein älterer Sohn Hans Carl Ladewig wurde ebenfalls Rechtsanwalt in Berlin. Er entging der nationalsozialistischen Verfolgung durch Flucht über die Schweiz und Italien in die USA. Sein jüngerer Bruder Friedrich (Fritz) Ladewig wurde Opfer des Holocausts.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 20.09.2015)
Quellen:

  • Gramenz, Jürgen: Ladewig: Dokumentation eines jüdischen Familienverbandes aus Mecklenburg, Cardamina-Verlag, Plaidt 2013
  • Projekt Juden in Mecklenburg: Gesamtstammbaum der Mecklenburger Juden (GEDCOM)