Dr. med. Michael Liebmann

(* 8. März 1810 Penzlin — † 24. November 1874 Berlin)

Der spätere Arzt Dr. med. Michael Liebmann kam am 8. März 1810 in Penzlin als Sohn des dortigen Kaufmanns Jacob Liebmann und der aus Friedland stammenden Pessel (Philippina) geb. Marcus zur Welt und war eines von insgesamt zehn Geschwistern. Liebmann besuchte das Gymnasium in Friedland. Einer seiner dortigen Klassenkameraden war Fritz Reuter, der in Stavenhagen geborene und besonders in Mecklenburg heute verehrte, spätere plattdeutsche Dichter und Schriftsteller. Beide verband von diesen Tagen an zeitlebens eine innige Freundschaft.

Liebmann entschied sich für ein Medizinstudium, das er in Greifswald absolvierte. Seine 1833 verfasste Disseration zur Influenza gewährte ihm am 12. Juni 1834 in Greifswald die erhoffte Promotion. Am 27. April 1835 ließ er sich als praktischer Arzt in Stavenhagen in der Neuen Straße 29 nieder. Nur ein Jahr später, am 26. Mai 1836, heiratete er in Penzlin die gleichaltrige, aus Greifswald stammende und hochgebildete Henriette Marcus. Sie schenkte ihm mindestens drei Kinder, die alle in Stavenhagen zur Welt kamen: 1838 Marcus (Max), 1840 eine namentlich unbekannte Tochter und eine weitere Tochter namens Anna 1841. Seine Ehefrau verstarb bereits im Alter von 37 Jahren am 27. März 1848 in Stavenhagen. Liebmann heiratete trotz seiner Kinder nicht wieder und lebte fortan als Witwer. Wie die Volkszählung des Jahres 1867 belegt, gehörten seine Schwester Wilhelmine und eine evangelische Köchin zu seinem späteren Haushalt in der Steinstraße 70.

Liebmann wurde in Stavenhagen vor allem dafür geschätzt, dass er sich als Arzt auch für Ärmere einsetzte und in finanziellen Notsituationen seiner Patienten für seine Dienste keine Gebühr erhob. An der Umsetzung des 1867 fertiggestellten Baus des Stavenhagener Krankenhauses trug er einen maßgeblichen Anteil. Überregionale Bekanntheit erlangte er aber indirekt durch seinen Freund Fritz Reuter, dessen Hausarzt er auch war. Liebmann ist das Vorbild für Reuters Figur des „Dr. med. Soundso“ in dem Roman „Ut mine Stromtid“.

Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 war Dr. med. Michael Liebmann Arzt eines Reservelazarett und kam so vermutlich nach Berlin. Hier verstarb er am 24. November 1874. Er wurde jedoch am 27. November 1874 auf dem jüdischen Friedhof in Stavenhagen bestattet. Durch die Zerstörung des Friedhofs in der Zeit des Nationalsozialismus ist sein Grab heute nicht mehr existent.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 04.05.2016)
Quellen:

  • Landeshauptarchiv Schwerin: Rep. 5.12-3/20, Volkszählung in Mecklenburg-Schwerin vom 3. Dezember 1867
  • Landeshauptarchiv Schwerin: Rep. 5.12-3/20, Volkszählung in Mecklenburg-Schwerin vom 10. September 1819
  • Landeshauptarchiv Schwerin: Rep. 10.72-3/3, Seelenbücher der jüdischen Gemeinden Penzlin und Stavenhagen
  • Projekt Juden in Mecklenburg: Gesamtstammbaum der Mecklenburger Juden (GEDCOM)
  • Schröder, Frank: 100 jüdische Persönlichkeiten aus Mecklenburg-Vorpommern: ein Begleiter zur Ausstellung des Max-Samuel-Hauses, 22. Mai bis 22. November 2003. Schriften aus dem Max-Samuel-Haus 4, Stiftung Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur in Rostock Max-Samuel-Haus, Rostock 2003