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Joseph Nathan

(* 15. Juni 1867 Krakow am See — † 1. November 1927 Krakow am See)

Der spätere Krakower Heimatdichter Joseph Nathan erblickte am 15. Juni 1867 in Krakow, das damals noch nicht den Zusatz „am See“ trug, als Sohn von Ascher Nathan und Ida geb. Galitzien das Licht der Welt.

Wie nicht wenige assimilierte Juden dieser Zeit betrachteten sich die Familienmitglieder der Nathans als Mecklenburger und sprachen als solche Plattdeutsch.

Besonders bei Joseph muss die Heimatliebe groß gewesen sein, denn er förderte nicht nur die örtliche Freiwillige Feuerwehr, sondern war darüber hinaus auch ein Verehrer des Plattdeutschen Dichters Fritz Reuters. Dies ging sogar so weit, dass er diesem nacheiferte und selbst viele Gedichte in Platt verfasste, die vor allem seine von ihm verehrte Mecklenburger Heimat zum Thema hatten. Er war darin derart talentiert, dass er von den Krakowern schon zu Lebzeiten als Heimatdichter betitelt wurde.

Sein wohl bekanntestes Gedicht war seiner geliebten Heimatstadt Krakow gewidmet:

Min oll lütt Vaderstadt!

Min oll lütt Vaderstadt, tüsch’n See un Barg,
ik bliw di tuagedahn bet an min Sarg. —
Leg ok en wides Meer tüsch’n di un mi,
trökt mi doch wedder her säker tau di.

Wo is dat hübscher woll in’n ganzen Lan’n,
as hier an dinen See, an’n gräunen Stran’n?
Wenn still dei Hewen lacht, d’See blauk un blag,
ward jedes Hart so sacht, lett Plag’ und Klag’.

Wenn lis die Luft sik rögt, denn glitzert hell,
in’t blanke Sünnenlicht jede lütte Well.
Un schint dei Man so klor up See un Strand,
ward dei See apenbor — luter Demant ...

Ein oll lütt Vaderstadt, tüsch’n See un Barg,
hier hett min Weig dunn stahn, hier steiht min Sarg!
Leeg ok en wides Meer tüsch’n di un mi,
trökt mi doch säker her, slap’n gahn bi di.

Joseph Nathan verstarb am 1. Dezember 1927 im Alter von 60 Jahren und wurde auf dem hiesigen jüdischen Friedhof bestattet. Sein Grabstein ist dort heute noch vorhanden. Allem Anschein nach war er nicht verheiratet und hatte keine Nachkommen.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 20.09.2015)
Quellen: