Carl Moses Lemelson
(* 14. Mai 1747 Glogau — † 2. November 1829 Wanzka)
Carl Moses Lemelson (auch Lemmelson oder Lemelsohn) wurde am 14. Mai 1747 im Schlesischen Glogau (Glogów) als Kind derzeit unbekannter jüdischer Eltern geboren, dessen Vorfahren Überlieferungen zufolge allerdings aus dem Burgenland dorthin gekommen sein sollten. Wie er nach Mecklenburg kam und was genau ihn zu seiner hiesigen Ansiedlung bewegte, ist nicht überliefert. Er ließ sich in Strelitz (Alt-Strelitz) nieder und hatte hier seit 1783 als Schutzjude ein offizielles Niederlassungs- und Handelsrecht. Er muss Organisationstalent besessen und auch das Vertrauen der jüdischen Gemeinde erworben haben, denn 1790 wurde er zum Vorstand und Ältesten der Strelitzer Gemeinde gewählt.
Bereits vor 1787 muss er seine zukünftige Ehefrau, die am 7. Juli 1757 in Potsdam geborene Albertine Sara Bacher, kennengelernt haben. Dieser Ehe entsprangen mindestens drei Kinder, die alle in Strelitz zur Welt kamen: Elisabeth Emilie Johanne (1787), Ferdinand David (1792) und Emma Emilie (1795).
Carl Moses Lemelson erwarb dann 1802 in Zachow die bereits bestehenden Papiermühle in Wanzka, einem kleinen Mecklenburger Ort südlich von Neubrandenburg und nordöstlich von Strelitz. Die Familie scheint zunächst jedoch nach Zachow gezogen zu sein, das nördlich von Wanzka gelegen ist, muss später aber ihren Wohnsitz nach Wanzka verlegt haben. Lemelson war geschäftlich offensichtlich sehr erfolgreich, denn er konnte schon bald nach der Übernahme des Betriebs die ursprüngliche Mitarbeiterzahl von 20 auf 50 erhöhen. Der wirtschaftliche Erfolg war dem hier hergestellten Büttenpapier geschuldet, das von so hoher Qualität war, dass es weit über die Grenzen hinaus bekannt wurde.
1804 bekundete ein Zacharias Simon aus Berlin, dass er die älteste Tochter Lemelson heiraten wolle. Der zukünftige Schwiegervater bot ihm dazu an, in das Papiermühlengeschäft als Partner einzusteigen. Die dazu erforderliche herzogliche Konzession wurde erteilt, wozu der zukünftige Schwiegersohn auch ein Wohnrecht für Wanzka erhielt.
Im Jahr 1809 äußerten die Kinder den Wunsch, sich taufen zu lassen, dem sich die Eltern nach eigenen Angaben anschlossen. Am 27. September 1809 wurde ihnen die Genehmigung zur Taufe erteilt, die dann in Wanzka statt fand. Die Gründe für diesen Schritt sind nicht überliefert.
Carl Moses Lemelson verstarb am 2. November 1829 auf Wanzka. Die Familie erhielt die landesherrliche Erlaubnis, ihn auf seinem Eigentum zu begraben. Nur wenige Jahre später, am 18. Oktober 1835, verstarb auch seine Witwe an einem Nervenschlag und wurde in Zachow beigesetzt. Die Grabsteine von Carl Moses und Albertine Lemelson in Zachow sind heute noch erhalten. Die Kinder ließen zu Ehren der Eltern eine kleine Denkmalsanlage auf einer Insel im Nonnenbach beim Forsthaus Zachow errichten, die heute ebenfalls noch erhalten ist.
Nach dem Tod des Vaters übernahm Sohn Ferdinand David die Geschäfte und führte die Papiermühle noch bis zum Verkauf der Papiermühle im Jahr 1861 fort.
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 10.10.2017)
- http://tollense-see.de/index.php/baudenkmale-u-sehenswuerdigkeiten/arionstein/lemelson-denkmal-bei-usadel
- http://www.pilgerweg-mecklenburgische-seenplatte.de/Prillwitz-Neustrelitz.169.0.html
- https://thesaurus.cerl.org/record/cnp01156227
- Ancestry.com. Deutschland: ausgewählte evangelische Kirchenbücher 1500-1971 [database on-line]. Lehi, UT, USA: Ancestry.com Operations, Inc., 2016. Kirchenbuch Zachow 1810-1875, ev. Kirche Ballwitz (AG. Stargard)
- Francke, Norbert / Krieger, Bärbel: Schutzjuden in Mecklenburg: ihre rechtliche Stellung, ihr Gewerbe, wer sie waren und wo sie lebten. Schriften des Vereins für jüdische Geschichte und Kultur in Mecklenburg und Vorpommern e. V., Verein für jüdische Geschichte und Kultur in Mecklenburg und Vorpommern e.V., Schwerin 2002
- Inschrift des Gedenksteins für die Familie Lemelson
- Landeshauptarchiv Schwerin: Rep. 4.11-8, Nr. 1330 (Mecklenburg-Strelitz, Konsistorium)
- Projekt Juden in Mecklenburg: Gesamtstammbaum der Mecklenburger Juden (GEDCOM)