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Jüdischer Friedhof Treptow an der Tollense (Altentreptow)

Region: Mecklenburgische Seenplatte
Adresse: Altentreptow, Klosterberg
Erhaltung: eingeebnet und Teil der Parkanlage am Klosterberg

Geschichte des Friedhofs

Über einen jüdischen Friedhof im Mittelalter in der Stadt Treptow an der Tollense, das später in Altentreptow umbenannt wurde, ist nichts überliefert. Obwohl es schon ab spätestens 1816 jüdische Einwohner hier lebten, gab es bis 1828 mangels Todesfällen offensichtlich keine Notwendigkeit einer Bestattung. Am 24. März 1828 wurde Haase Cohn und Betty geb. Meyer ein Junge geboren, der nach zwei Stunden wieder verstarb und begraben werden musste. Die beiden damals hier ansässigen Cohn-Familien befanden sich deshalb in einer Zwangslage. Sie wandten sich deshalb vertreten durch Haases Bruder Michel Cohn an den damaligen Bürgermeister Stürmer, der ihnen an der Brandenburger Torseite gegen Zahlung eines jährlichen Kanons von fünf Silbergroschen einen kleinen wertlosen Platz in der Nähe des Klosterberges überließ. Der Junge muss im Anschluss dann dort bestattet worden sein.

Es scheint jedoch so, als ob dieser Platz danach nicht mehr für Bestattungen genutzt wurde und auch nicht als offizieller jüdischer Friedhof gedacht war. Denn am 31. Juli 1835 forderte der Magistrat die Treptower Juden auf, sich binnen drei Monaten einen Begräbnisplatz außerhalb der Stadt anzuschaffen und zuvor den gewünschten Platz zur polizeilichen Genehmigung anzuzeigen. Der bisherige Platz am Brandenburger Tor würde mangels Geeignetheit nicht genehmigt werden. Noch um 1828 dürfte deshalb vor dem Demminer Tor am Klosterberg ein anderes Gelände von 30 Quadratruten gegen Zahlung eines jährlichen Kanons angeschafft worden sein, das fortan als jüdischer Friedhof von Treptow genutzt wurde.

Die jüdische Gemeinde plante einige Jahre später, den Friedhof zu verschönern, indem sie ihn mit Bäumen bepflanzen und mit einem Zaun umgeben wollten. Am 28. Oktober 1841 beantragte die Gemeinde bei der Stadt die unentgeltliche Überlassung eines Grundstücks, da für die Verschönerung eine Vergrößerung unumgänglich war. Man einigte sich letztlich mit dem Magistrat auf ein angrenzendes Stück Land in der Größe von 29 Quadratruten gegen Zahlung von 25 Reichstalern. Der Kaufvertrag wurde am 22. Januar 1844 geschlossen, wobei Haase, Michael, Manasse und Abraham Cohen als Käufer auftraten.

Die letzte Beerdigung auf dem Treptower Friedhof scheint nach dem am 9. Oktober 1926 erfolgten Ableben der Ehefrau Helene des Ernst Cohn erfolgt zu sein.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde der Friedhof geschändet, wobei die meisten Grabsteine umgerissen wurden. Lediglich fünf Grabsteine konnten nicht umgeworfen werden, da sie zu fest eingebaut waren. Im Frühjahr 1949 wandte sich die Jüdische Landesgemeinde Mecklenburg wegen des Zustandes des geschändeten jüdischen Friedhofs an den Rat der Stadt Altentreptow und schlug vor, den Friedhof wiederherzustellen oder den Friedhof einzuebnen, Land und Grabsteine zu verkaufen. Man einigte sich auf einen Preis von 120 Mark für das Friedhofsgrundstück, woraufhin dieses der Stadt übereignet, abgeräumt und eingeebnet wurde. Ein Steinmetzbetrieb kaufte die abräumten Grabsteine für 500 DM. Der ehemalige jüdische Friedhof von Treptow an der Tollense ist heute ein nicht sichtbarer Teil der Parkanlage am Klosterberg.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 04.07.2017)
Quellen:

  • Diekmann, Irene: Wegweiser durch das jüdische Mecklenburg-Vorpommern, Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 1998
  • Landesarchiv Greifswald: Rep. 38b (Altentreptow), Nr. 690 (Acta des Magistrats zu Treptow a. T. betreffend die Bevölkerungslisten bezüglich der Juden); Rep. 38b (Altentreptow), Nr. 990 (Acta des Magistrats zu Treptow a. T. betreffend die Geburten, Trauungen und Todesfälle unter den Juden); Rep. 38b (Altentreptow), Nr. 993 (Acta des Magistrats zu Treptow a. T. betreffend die Anlegung eines Begräbnisplatzes für die hiesige jüdische Gemeinde)
  • Schmidt, Monika: Schändungen jüdischer Friedhöfe in der DDR: Eine Dokumentation, Reihe Positionen, Perspektiven, Diagnosen, Band 1, Metropol Verlag, Berlin 2007
  • Vensky, Erla: Juden im Kreis Demmin, Heitmann, Margret / Schoeps, Julius H. (Hrsg.): „Halte fern dem ganzen Lande jedes Verderben ...“: Geschichte und Kultur der Juden in Pommern, Hildesheim/Zürich/New York 1995, S. 193-207