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Jüdischer Friedhof Demmin

Region: Mecklenburgische Seenplatte
Adresse: Demmin, Bergstraße 5
Erhaltung: geschlossener Friedhof mit Grabsteinbestand
Erfasste Gräber, Grab- und Gedenksteine: 34

Geschichte des Friedhofs

Ob es in der Frühzeit in Demmin bereits einen jüdischen Friedhof gegeben hat, ist nicht überliefert. Die erste bekannte jüdische Begräbnisstätte, der Alte jüdische Friedhof von Demmin, existierte seit 1825.

Mit offizieller Gründung der jüdischen Gemeinde von Demmin 1847 legte diese auch einen neuen jüdischen Friedhof an. Sehr wahrscheinlich noch im gleichen Jahr hatte die Stralsunder Gemeinde für die Demminer Juden ein größeres, an der Bergstraße 5 vor dem Anklamer Tor nahe dem heutigen Bahnhof gelegenes Friedhofsgrundstück von etwa 919 qm erworben. Dieses Grundstück blieb auch bis zuletzt offiziell im Eigentum der Stralsunder Gemeinde. Der alte Friedhof wurde dann 1848 aufgegeben. Es gibt Indizien dafür, dass zumindest einige Grabsteine vom alten auf den neuen Friedhof geschafft wurden. 1933 fand mit der am 17. Februar 1933 verstorbenen Clara Cohn geb. Joachimsthal die letzte Bestattung auf dem Friedhof statt. Zur „Reichskristallnacht“ am 9./10. November 1938 wurde dieser geschändet: Es wurden Grabsteine umgestoßen und zum Teil zerbrochen.

Die weiteren Eigentumsverhältnisse an dem Grundstück sind widersprüchlich. 1938 soll ein Teil des Friedhofsgrundstücks, der unbelegte Teil, als Bauland an den Tischlermeister Oskar Günther verkauft worden sein. Anderen Quellen zufolge wurde das gesamte Grundstück in der Größe von 919 qm am 19. September 1939 an die Stadt Demmin übertragen. Ein Eigentumswechsel scheint jedoch plausibel, denn als Ida Davidsohn am 14. Februar 1940 verstorben war, musste diese am 17. Februar 1940 auf dem Demminer Waldfriedhof bestattet werden.

Nach 1945 soll die Evangelische Kirche den verkauften Teil des Friedhofs von Oskar Günther erworben, den Friedhofscharakter wiederhergestellt und die 30 Grabsteine gesäubert und aufgestellt haben. 1961 erhielt ein Grabstein in der Nähe des Eingangs eine zusätzliche Gedenkschrift, 1978 wurde der Friedhof in die Kreisdenkmalliste aufgenommen. 2011 wurde der Friedhof saniert. Sowohl das von einer Feldsteinmauer umgebene Grundstück als auch die 29 noch erhaltenen Grabsteine sind heute in einem gepflegten Zustand.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 02.07.2016)
Quellen:

  • Arlt, Klaus / Beyer, Constantin / Ehlers, Ingrid / Etzold, Alfred / Fahning, Kerstin Antje: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Wichern-Verlag, Berlin 1992
  • Bauckmeier, Jochen: Die Juden in Demmin: Versuch einer Schilderung der Verhältnisse bis 1939, Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde (Hrsg.): Baltische Studien, Ausgabe 83/1997, S. 54-59