Jüdischer Friedhof Grabow
Region: Ludwigslust-Parchim
Adresse: Grabow, Trotzenburg
Erhaltung: Geschlossener Friedhof als Mahnmal mit Grabsteinbestand
Erfasste Gräber, Grab- und Gedenksteine: 19
Geschichte des Friedhofs
Ob es in der Stadt Grabow während der Zeit der jüdischen Besiedlung Mecklenburgs einen jüdischen Friedhof gegeben hat, ist unbekannt. Der heute noch existierende Begräbnisplatz stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde auf Antrag des Hoflieferanten und Schutzjuden Israel wohl im Jahr 1780 auf einem damals noch außerhalb der Stadt befindlichen Sandberg, dem ehemaligen Lucasweinberg, zwischen der heutigen Straße Trotzenburg und dem Neukarstädter Weg angelegt und war von einer Mauer umgeben. Es scheint sich bei diesem Israel nicht um einen Grabower Juden gehandelt zu haben, denn es findet sich in dieser Zeit kein Nachweis für einen Schutzjuden diesen Namens. Anlass für Anlegung des Friedhofs war die notwendige Beerdigung eines Kindes in diesem Jahr gewesen.
Über die eigentliche Geschichte des Friedhofs ist wenig überliefert. Mit dem Schrumpfen der jüdischen Gemeinde von Grabow und den damit verbundenen Beitragsausfällen scheint die Pflege und Erhaltung des Friedhofs durch private Aufwendungen zunächst sichergestellt gewesen zu sein. So wurde im Jahr 1877 durch den Grabower Kaufmann Julius Wolff die Julius Wolff’sche Stiftung eigens zur Erhaltung und Verschönerung des jüdischen Friedhofes in Grabow errichtet. Noch im Jahr 1925 kaufte die jüdische Gemeinde den früher der Gemeinde Bützow gehörenden Leichenwagen, ein Beleg dafür, dass der Friedhof immer noch in Benutzung war. Erst 1936 fand hier dann vermutlich die letzte Bestattung statt. Zur „Reichskristallnacht“ soll er geschändet worden sein, jedoch haben zahlreiche Grabsteine die Zeit des Nationalsozialismus überstanden.
1952 wurden die noch erhalten gebliebenen Grabsteine zwecks Instandsetzung des Friedhofs zunächst abgeräumt. Nach der anschließenden Umgestaltung des Friedhofes zu einer Gedenkstätte und der Instandsetzung der Mauer wurden danach letztlich noch 17 Grabsteine wieder halbkreisförmig aufgestellt.
Dr jüdische Friedhof von Grabow wurde bereits zu DDR-Zeiten mehrfach geschändet. 1970 wurden Grabsteine umgestoßen und die die Friedhofsmauer beschädigt. 1987 wurden einzelne Grabsteine mit Benzin übergossen und angesteckt. Im darauf folgenden Jahr wurde der Friedhof durch den Grabower Steinmetzmeister Bernd Senff wieder hergerichtet, wobei die Grundfläche des Begräbnisplatzes erheblich verkleinert und die baufällige Mauer durch einen eisernen Zaun ersetzt wurde. Selbst nach der Wiedervereinigung wurde der Gedenkplatz immer wieder zum Ziel von Schändungen, so am 11. April 1995, am 17. Januar 1998, am 4. März 2002 und im Februar 2004 wurde die Gedenktafel des jüdischen Friedhofs mit Farbe beschmiert.
Der jüdische Friedhof steht heute in der Pflege der Stadt Grabow. Sein Zustand ist, davon abgesehen, dass er nicht mehr in seinem Originalzustand vorliegt, hervorragend.
Foto des jüdischen Friedhofs von Grabow aus dem Jahr 1937 (© Hans Bonheim).
Radierung des jüdischen Friedhofs von Grabow von Otto Printz (© Otto Printz).
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 30.04.2016)
- http://www.alemannia-judaica.de/mecklenburg_vorpommern_friedhoefe.htm#Grabow%20(LWL)
- Sonnemann, Uwe: Grabow-Erinnerungen.de - Juden in Grabow
- https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_Friedhof_(Grabow)
- Landeshauptarchiv Schwerin: Rep. 2.26-1, Nr. 7858; Rep. 5.12-7/1, Nr. 9576; Rep. 5.12-7/12, Nr. 56