Jüdischer Friedhof Crivitz
Region: Ludwigslust-Parchim
Adresse: Crivitz, Trammer Straße 1
Erhaltung: Eingeebnetes privates, teilweise überbautes Gelände
Geschichte des Friedhofs
Ebenso wie es keine Hinweise auf eine jüdische Gemeinde in der ersten Ansiedlungsphase der Juden in Mecklenburg gibt, ist über einen jüdischen Friedhof in dieser Zeit in Crivitz nichts bekannt.
Die älteste Aufzeichnung über die jüdische Gemeinde von Crivitz, die sich hier bereits im 18. Jahrhundert gebildet hatte, betrifft ihren Friedhof. Dieser erste Friedhof wurde durch Vereinbarung mit dem Bürgermeister Cordshagen 1763 auf dem Sandberg (auch Windmühlenberg genannt) angelegt. Da der Sandberg von den Crivitzern zum Abbbau von Baukies und -sand genutzt wurde, drohte auf längere Sicht durch Regenausspülungen die Freilegung der Bestatteten.
Der Friedhof wurde deshalb schließlich auf der Grundlage einer Vereinbarung zwischen dem Magistrat und der Crivitzer Judenschaft am 22. Mai 1787 „[...] Miethsweise [auf] den vorm Mühlenthore am Trammer Wege belegenen Platz“ verlegt, der eine Größe von ca. 30 Quadratruten aufwies. Die Umbettungen hatten bereits 1786 begonnen. Er wurde später mit einer Mauer umfriedet und erhielt ein doppelflügeliges schmiedeeisernes Tor.
Dieser neue Friedhof wurde von 1787 an bis zur endgültigen Auflösung der Gemeinde am 14. Juli 1922 durchgängig genutzt. Obwohl nach 1922 offiziell geschlossen, wurde er danach noch durch die Schweriner Gemeinde zunächst instandgesetzt, dann gepflegt und erhalten.
Nach den Erinnerungen eines Crivitzer Zeitzeugen wurde der Friedhof während der „Reichskristallnacht“ 1938 durch SA-Leute teilweise verwüstet. Dass er seiner völliger Zerstörung doch noch entging, war einem beherzten Crivitzer zu verdanken, der die SA-Leute in ein Gespräch verwickelte. Der Friedhof wurde schließlich 1940 eingeebnet und auf dem älteren Teil ein Einfamilienhaus errichtet. Die Grabsteine wurden zur Bodenbefestigung des französischen Kriegsgefangenenlagers in der Parchimer Straße verwendet. Das ehemalige Friedhofsgelände diente während des Zweiten Weltkriegs ab 1941 nach Einzäunung mit Stacheldraht als Lager für sowjetische Kriegsgefangene.
Das Areal des ehemaligen Friedhofs ist heute der Gartenbereich eines privaten Wohnhauses in der Trammer Straße. Es wird vermutet, dass sich die Gebeine der Bestatteten noch immer im Boden befinden könnten. Keinerlei Grabsteine scheinen die Zeiten überstanden zu haben.
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 22.09.2015)
- Kulturausschuss der Stadt Crivitz: Die Crivitzer Synagoge: Mehr als die Geschichte eines Gebäudes. Eine Rückblende, eine Vorschau, ein Standpunkt, Crivitz Druck, W. Walkowiak, Crivitz 2005
- Röhl, Karl-Friedrich: Die jüdische Gemeinde in Crivitz, unveröffentlichtes Manuskript
- Stadt Crivitz: Chronik der Stadt Crivitz, 2. korrigierte Auflage, Crivitz 2001