Jüdischer Friedhof Rehna
Region: Nordwestmecklenburg
Adresse: Rehna, Neuer Steinweg (Langer Jammer)
Erhaltung: nicht mehr existent
Geschichte des Friedhofs
Während der Zeit nach der jüdischen Erstbesiedlung verfügte Rehna sehr wahrscheinlich über keine jüdische Gemeinde, so dass es hier auch keinen jüdischen Friedhof gegeben haben kann.
Nach der Neuansiedlung von Juden in Mecklenburg wurden hier um 1744 erstmals wieder Schutzjuden sesshaft. Es muss bereits in dieser Zeit die Notwendigkeit von Beerdigungen gegeben haben, denn 1752 erteilte der Schweriner Magistrat dem Rehnaer Schutzjuden Meyer Aaron die Genehmigung, die Toten der kleinen Gemeinde auf dem jüdischen Friedhof von Schwerin auf dem Schelffeld in Schwerin bestatten zu lassen. Bis 1799 mussten die jüdischen Toten Rehnas beschwerlich nach Schwerin transportiert werden. Nicht ohne Grund gab es deshalb schon 1764 in Rehna einen eigenen jüdischen Leichenbestatter.
Diese Praxis endete erst mit der herzoglichen Genehmigung, die der jüdischen Gemeinde von Rehna das Anlegen eines eigenen Friedhofs auf dem nördlich der Stadt gelegenen Bauhoffeld, welches für Scheunenplätze für dortige Bürger reserviert war, am Ortsausgang in Richtung Vitense an der Straße „Neuer Steinweg“ (früher „Langer Jammer“), gestattete. Widersprüchlichen Quellen zufolge soll diese Genehmigung entweder im August 1799 oder erst am 1. März 1800 erteilt worden sein. Der Rehnaer Friedhof war dann lange Zeit auch der Begräbnisplatz für die Toten der jüdischen Gemeinden Gadebusch und Grevesmühlen. Spätestens 1811 existierte eine Rehna, Gadebusch und Grevesmühlen umfassende jüdische Beerdigungsgesellschaft, die Chewra Kaddischa.
Bis 1847 muss ein sogenanntes „Ceremonienhaus“, im Volksmund die „Judenkaten“ genannt, auf dem Friedhof erbaut worden sein. Dabei dürfte es sich um die übliche Leichenhalle gehandelt haben. Neben dem mit einer Ziegelsteinmauer umgebenen Friedhof muss es desweiteren ein Wärterhaus gegeben haben, in dessen Anbau der obligatorische Leichenwagen untergebracht gewesen war. Bis zum Bau der Rehnaer Synagoge diente es der Gemeinde als Räumlichkeit für die regelmäßigen Gottesdienste. Der Friedhof hatte im gleichen Jahr eine stattliche Größe von etwa 3500 qm, von dem gegen Ende seiner Nutzung nur etwa ein Viertel belegt worden war.
Ab 1880 fanden auf dem Friedhof keine Bestattungen mehr darauf statt. Als im Jahr 1883 die Rehnaer Gemeinde aufgrund ihres Mitgliederschwunds aufgelöst werden musste, ging der Friedhof in die Verwaltung der Gemeinde von Gadebusch über, jedoch nicht in deren Eigentum. Im Gegensatz dazu wurde jedoch die Rehnaer Synagoge abgerissen. Deren Ritualgegenstände wurden auf dem Friedhof mit einer Urkunde über die Veranlassung vergraben. Es ist unbekannt, was aus ihnen geworden ist.
Im Jahr 1919 wurde der unbelegte Teil des Friedhofsgrundstücks inklusive der Leichenhalle durch den Kassierer und Vorsteher der Chewra Kaddischa, H. Falkenthal, an die Stadt Rehna veräußert. Bis mindestens 1939 blieb der belegte Teil unangetastet und ging wohl nach Auflösung der Gadebuscher Gemeinde an die Schweriner über. Im Jahr 1939 bekundete die Stadt Rehna Kaufinteresse auch bezüglich des belegten Teils, was die Schwerin Gemeinde jedoch aus religiösen Gründen ablehnte. 1942 wurde der Restfriedhof von etwa 1000 qm beschlagnahmt und von der Stadt Rehna für 300 Reichsmark erworben. Die Grabsteine erwarb ein Steinmetz für 300 RM, der sie als Rohmaterial weiterverwendete. Wohl 1943/44 wurde die Friedhofsmauer abgerissen und als Baumaterial verwendet.
1950 wurde das ehemalige Friedhofsgelände an die Jüdische Landsgemeinde Mecklenburg rückübertragen, die es danach abermals für 300 Mark an die Stadt verkaufte. Später aufgefundene Bruchstücke zweier Grabsteine sind heute im Deutschen Haus in Rehna zu besichtigen.
Deutsches Haus in Rehna (© Projekt Juden in Mecklenburg).
obere vier Bruchstücke:
Hier ist begraben
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Bruchstücke zweier Grabsteine vom ehemaligen jüdischen Friedhof Rehna im Deutschen Haus (© Projekt Juden in Mecklenburg).
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 21.08.2016)
- http://www.alemannia-judaica.de/mecklenburg_vorpommern_friedhoefe.htm#Rehna
- Bollensdorf, Klaus: Rehnaer Miniaturen, Kulturinitiative Maurine-Radegast e. V., Rehna 2001
- Brocke, Michael / Ruthenberg, Eckehart / Schulenburg, Kai Uwe: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin), Institut Kirche und Judentum, Berlin 1994
- Guderian, Dieter: Die Löwenthals: eine jüdische Familie aus Mecklenburg, Cardamina-Verlag, Plaidt 2006