Jüdischer Friedhof Röbel (Müritz)

Region: Mecklenburgische Seenplatte
Adresse: Röbel (Müritz), Mirower Straße
Erhaltung: Grundstück ohne Grabsteinbestand

Geschichte des Friedhofs

In der Zeit der jüdischen Erstbesiedlung Mecklenburgs soll es nahe der Stadt Röbel bereits um das Jahr 1200 einen jüdischer Friedhof gegeben haben. Da Röbel als Herkunftsort eines Teils der an der angeblichen Hostienschändung in Sternberg 1492 beteiligten Juden explizit erwähnt wird, dürfte es spätestens im 15. Jahrhundert einen solchen Friedhof hier gegeben haben. Nachweise dafür oder dessen Lage sind allerdings nicht überliefert.

Wie der Regionalhistoriker Karl-Heinz Oelke aus Röbeler Unterlagen recherchiert hat, soll der jüdische Friedhof von Röbel um 1700 zwischen den Scheunen an der Mirower Straße angelegt worden sein. Es handelte sich dabei um ein 50 x 30 Quadratruten großes Grundstück, das von der Stadt als Friedhof an die hiesige Gemeinde verpachtet worden war. 1763 wurde dieser mit einer Steinmauer umgeben.

Aus den nachfolgenden Jahrzehnten gibt es derzeit kaum ausgewertete Quellen, die seine weitere Geschichte beschreiben könnten. Erst 1822 wird der Friedhof wieder erwähnt, als er in diesem Jahr vergrößert wurde. Zu den bekannten Familien, die hier bestattet wurden, zählten Aronsohn, Becker, Behrend, Beyer, Engel, Rosenberg, Salomon, Wolff und Wunderlich. Auch der 1852 in Röbel verstorbene jüdische Lehrer und Schächter Moses Posner fand hier seine letzte Ruhe.

Schon 1895 kam es zur ersten belegten Schändung des jüdischen Friedhofs in Röbel. In der Zeit des Ersten Weltkriegs und dem damit zusammenhängenden gesteigerten Nationalismus wurde der jüdische Friedhof 1916 abermals geschändet. Die letzte Bestattung fand 1937 statt. Zur Reichskristall am 10. November 1938 wurde der Friedhof erneut geschändet und zumindest teilweise zerstört. 1942 wurden auf Weisung des Mecklenburger Staatsministeriums alle aus Eisen bestehenden Grabeinfassungen, Grabmäler entfernt und am 29. Dezember 1942 durch die Stadt Röbel für die Kriegsrüstung abgeliefert.

Nach 1945 richtete die Rote Armee hier ein Kriegsgefangenenlager ein. Bei dem Bau einer Tankstelle 1956/57 wurden die noch vorhandenen Reste des Friedhof endgültig beseitigt. 2002 sollte ein Supermarkt auf dem ehemaligen Friedhofsgelände errichtet werden, was jedoch Proteste Röbeler Bürger hervorrief. Ein später durchgeführtes Deutsch-Armenisches Workcamp errichtete anschließend zur Erinnerung an die ehemaligen Grabsteine darauf Stelen. Auch diese Stelen wurden mehrfach zerstört. Zwei Grabsteine überstanden aber das Schicksal des jüdischen Friedhofs. Davon befindet sich heute einer im „Engelschen Hof“, der andere wurde an einer der Stadtkirchen aufgestellt.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 16.02.2016)
Quellen: