Jüdischer Friedhof Fürstenberg (Havel)
Region: Ehemaliges Mecklenburgisches Territorium
Adresse: Fürstenberg (Havel), Berliner Straße
Erhaltung: Friedhofsgelände ohne Grabbestand als Mahnmal
Geschichte des Friedhofs
Aus der ersten Phase der jüdischen Ansiedlung in Mecklenburg ist kein jüdischer Friedhof in Fürstenberg bekannt. Der heute bekannte, am Bauhofsberg zwischen Berliner Straße und Dammstraße am südlichen Ende der Stadt gelegene jüdische Friedhof ohne Grabsteinbestand stammt aus der Phase der Wiederansiedlung. Er wurde bereits früh angelegt. Auf Antrag im Jahr 1761 gestattete der Herzog der kleinen jüdischen Gemeinde von Fürstenberg, auf einem Acker vor dem Zehdenicker Tor für sich eine Begräbnisstätte einzurichten. Dazu wurden zunächst 32 Quadratruten behelfsmäßig eingezäunt. Um 1767 fanden darauf erste Beerdigungen statt.
Etwa drei Jahrzehnte später war der kleine Begräbnisplatz für die stark angewachsene jüdische Bevölkerung zu klein geworden. Auf Antrag erhielt die Gemeinde 1793 vom Herzog die Genehmigung, den Friedhof auf etwa 900 qm zu vergrößern. 1807 schenkte der Herzog Holz für eine erste echte Umfriedung des Friedhofs. Diese wurde 1833 teilweise durch eine Ziegelsteinmauer ersetzt. Auch hierbei bezuschusste der Herzog die jüdische Gemeinde. Im Jahr 1856 erfolgte eine Reparatur der Mauer und der Bau eines kleinen Leichenhauses, zu dem der Großherzog zuvor Holz geschenkt hatte. Im Jahr 1861 wurde der Friedhof wieder aktenkundig, als Särge bei der Bestattung eingeführt wurden, was vorher unüblich gewesen war.
Nach der Angliederung der jüdischen Gemeinde an Neubrandenburg im Jahre 1914 verwahrloste der Friedhof. Dennoch erfolgten bis 1925 noch Bestattungen. In den Folgejahren wurde der Friedhof mittels Spenden von auswärts wohnenden ehemaligen jüdischen Einwohnern und durch Mittel der Stadt wieder hergestellt. Den politischen Umständen geschuldet sollte der Friedhof 1936 verlegt und die Bestatteten umgebettet werden. Ob dies tatsächlich erfolgte, ist ungeklärt. Im Frühsommer 1939 wurde der Friedhof schließlich eingeebnet. Später wurden auf dem Gelände Gärten angelegt.
Heute handelt es sich um ein Gelände mit Gedenkstein ohne Grabsteinbestand. Ein dort aufgefundener Grabstein wurde schon zu DDR-Zeit in die örtliche Heimatstube gebracht und dort ausgestellt. Der Stein wurde inzwischen auf den städtischen Friedhof überführt.
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 25.09.2015)
- http://www.uni-potsdam.de/juedische-friedhoefe/friedhof-fuerstenberghavel.html
- Spring, Felicitas: Die jüdische Gemeinde in Fürstenberg (Havel) vom 18. bis 20. Jahrhundert: zugleich ein Beitrag zur Familiengeschichte des Schutzjuden Gottschalck Moses und der Familie Riess, Herold-Jahrbuch, Jg. 17, Berlin 2012, S. 145-259
- Stegemann, Wolfgang: Die jüdische Bevölkerung in Fürstenberg, Jacobeit, Wolfgang (Hrsg.) / Stegemann, Wolfgang (Hrsg.): Fürstenberg/Havel Ravensbrück: Beiträge zur Kulturgeschichte einer Region zwischen Brandenburg und Mecklenburg, Band 1: Von den Anfängen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, Hentrich & Hentrich, Berlin 2000