Jüdischer Friedhof Friedland
Region: Mecklenburgische Seenplatte
Adresse: Friedland, Pasewalker Straße
Erhaltung: geschlossener Friedhof mit Grabsteinbestand
Geschichte des Friedhofs
In der Stadt Friedland hat es im Laufe ihrer Geschichte mindestens zwei, soweit man aufgrund der während der jüdischen Erstbesiedlung Mecklenburgs nachweislich hier existierenden jüdischen Gemeinde auch eine Begräbnisstätte annehmen kann, möglicherweise auch drei jüdische Friedhöfe gegeben. Für Letzteren liegen derzeit allerdings keinerlei Hinweise in den noch vorhandenen Quellen vor.
Die Quellenlage in Bezug auf die neuzeitlichen Friedhöfe ist aufgrund vernichteter Archivalien außerordentlich schlecht. Hinzu kommt, dass die dazu vorhandene Literatur teilweise widersprüchlich oder eindeutig abwegig sein muss. Der noch überlieferte, alte jüdische Friedhof dürfte wohl erst aus der Zeit nach der jüdischen Wiederbesiedlung stammen. Seine Entstehung, Geschichte und das Ende liegen im Dunkeln. Als im Jahr 1904 in der Pasewalker Straße der städtische Friedhof angelegt wurde, wurde darauf im hinteren Teil ein Gelände von etwa 1000 qm als neuer Judenfriedhof eingerichtet. Aufgrund einiger deutlich vor der Eröffnung des neuen Friedhofs Verstorbener der etwa 20 bis 22 hier Bestatteten dürften zumindest einige Gräber vom alten auf den neuen Friedhof umgebettet worden sein. Nur etwa die Hälfte des Geländes des neuen Friedhofs wurde überhaupt belegt.
Zur Frage, ob der Friedhof in der Zeit nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten geschändet wurde, gibt es widersprüchliche Aussagen, die einer weiterer Klärung bedürfen. Als Ende der 1980er Jahre der ehemalige Güstrower Pfarrer Gerhard Voß im Rahmen einer Fotodokumentation jüdischer Begräbnisplätze in Mecklenburg auch den Friedländer Friedhof besuchte, konnte er dort noch 16 Grabsteine feststellen, die so heute noch existieren und zu den Familien Beerwald, Flasch, Knopp, Kohn, Krotoschinski, Liebenthal Luft, Lychenheim, Pinkus, Proth, Schlawanski und Simonson gehören. Angesichts der heute noch recht zahlreich existierenden Grabsteine dürften Schändungen, soweit sie überhaupt stattgefunden haben, nur in geringem Umfang stattgefunden haben. 1962 ließ die Jüdische Landesgemeinde Mecklenburg sämtliche Gräber restaurieren. Heute ist der Friedhof in einem gepflegten Zustand und verfügt über eine Einzäunung und ein eigenes Eingangstor.
Nicht in direktem Zusammenhang mit dem jüdischen Friedhof steht die Begräbnisstätte des Professors Eugen Marx auf dem angrenzenden städtischen Friedhof. Dieser war von 1871 bis 1909 unterrichtender Konrektor am Friedländer Gymnasium, entstammte jedoch einer jüdischen Familie.
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 28.04.2017)
- Arlt, Klaus / Beyer, Constantin / Ehlers, Ingrid / Etzold, Alfred / Fahning, Kerstin Antje: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Wichern-Verlag, Berlin 1992
- Borchert, Jürgen / Klose, Detlef: Was blieb... Jüdische Spuren in Mecklenburg, Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung GmbH, Berlin 1994
- Brocke, Michael / Ruthenberg, Eckehart / Schulenburg, Kai Uwe: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin), Institut Kirche und Judentum, Berlin 1994
- Hofmann, Peter: Jüdisches Leben in Mecklenburg-Strelitz, Steffen Verlag, Friedland/Mecklenburg 2007
- Stadtarchiv Ludwigslust: Sig. 1/119, Schreiben der Stadt Friedland an NSDAP Gauleitung Meckl.-Lübeck, Gauamt für Kommunalpolitik, vom 26. Juni 1935