Jüdischer Friedhof Warin
Region: Nordwestmecklenburg
Adresse: Warin, (im Wald am Zahrensdorfer Weg)
Erhaltung: Mahnmal ohne Grabsteinbestand
Geschichte des Friedhofs
Über einen möglichen jüdischen Friedhof in Warin während der Zeit nach der jüdischen Erstbesiedlung Mecklenburgs ist nichts überliefert. Der heute bekannte Friedhof stammt erst aus der Zeit nach der jüdischen Wiederbesiedlung Mecklenburgs und wurde am 27. Juli 1824 mit einer Größe von 16 Quadratruten in südwestlicher Richtung außerhalb Stadt bei der Tempiner Ziegelei angelegt. Es sollen hier im Laufe seiner Existenz etwa 70 bis 80 Beerdigungen vorgenommen worden sein.
Als 1922 die jüdische Gemeinde offiziell aufgelöst wurde, übertrug man das Eigentum des Kirchhofs auf die Landesgemeinde. Schon 1930 war der Friedhof dann in einem verwahrlosten Zustand, insbesondere soll die damals noch existente Umzäunung beschädigt gewesen sein. In einem Rechtsstreit aus dem Jahr 1933 wird der Friedhof dann nochmals aktenkundig als verwahrlost bezeichnet. Am 23. September 1933 hatte Georg Hirsch aus Hamburg den Israelitischen Oberrat in Rostock darüber informiert, dass er zwei Tannen auf dem Friedhof habe fällen lassen müsen, weil sich seine damals noch in Warin lebende Mutter Henny Hirsch geb. von der Wall über den schlechten Zustand des Friedhofes geäußert hatte und die Tannen das Grab ihres Ehemannes in Mitleidenschaft gezogen hatten. Darüber hinaus seien auch die beiden anderen jüdischen Einwohner des Ortes, Clara Seligson und Pauline Salomon, nicht in der Lage gewesen, die Pflege des Friedhofs sicher zu stellen.
Zur „Reichskristallnacht“ am 9./10. November 1938 wurde der jüdische Friedhof von SA- und SS-Männern geschändet und nahezu vollständig zerstört. Schon kurz nach dem Krieg im Jahr 1945 wurde dieser durch Wariner Bürger instandgesetzt. Der Friedhof wurde jedoch eingeebnet und dabei sollen auch die Reste der beschädigten Grabsteine beräumt worden sein. Es ist unbekannt, wohin diese geschafft wurden. Widersprüchlichen Zeitangaben zufolge wurde 1961 oder 1962 durch die Jüdische Landesgemeinde Mecklenburg der Friedhof als Gedenkstätte hergerichtet und dazu ein Findling mit Inschrift als Gedenkstein aufgestellt. Schüler der Polytechnischen Oberschule „Fritz Reuter“ in Warin übernahmen die Pflege. Später erfolgte das durch die Mitglieder der Wariner Ortsgruppe „Katja Niederkirchner“ des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands. Noch zu DDR-Zeiten wurde der Friedhof in die Kreisdenkmalliste aufgenommen.
Der Friedhof ist heute 300 Meter in südwestlicher Richtung vom Standrand durch einen Waldweg, der zwischen der Straße nach Ventschow und dem Weg nach Waldheim durch ein Waldgebiet führt, erreichbar.
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 16.10.2016)
- http://www.alemannia-judaica.de/mecklenburg_vorpommern_friedhoefe.htm#Warin (NWM)
- Arlt, Klaus / Beyer, Constantin / Ehlers, Ingrid / Etzold, Alfred / Fahning, Kerstin Antje: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Wichern-Verlag, Berlin 1992
- Borchert, Jürgen / Klose, Detlef: Was blieb... Jüdische Spuren in Mecklenburg, Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung GmbH, Berlin 1994
- Landeshauptarchiv Schwerin: Rep. 5.12-7/1, Nr. 9048, Nr. 9097 (Meckl. Ministerium für Unterricht); Rep. 10.72-1, Nr. 159 (Israelitischer Oberrat)
- Radschuck, Gustav: Die Wariner Judengemeinde, Manuskript im Heimatmuseum Sternberg, Warin 1988