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Jüdischer Friedhof Goldberg

Region: Ludwigslust-Parchim
Adresse: Goldberg, Güstrower Straße, Höhe John-Brinckman-Straße
Erhaltung: eingeebnet und überbaut

Geschichte des Friedhofs

Es ist unbekannt, ob es in der Stadt Goldberg während der Phase der jüdischen Erstbesiedlung Mecklenburgs einen jüdischen Friedhof gegeben hat. Der bekannte, heute aber nicht mehr existent jüdische Friedhof von Goldberg wurde in der Zeit nach der jüdischen Wiederbesiedlung Mecklenburgs angelegt. Wann genau dieser auf einem Grundstück in der heutigen Güstrower Straße, Höhe John-Brinckman-Straße, angelegt wurde, ist derzeit ebenso unbekannt und bedarf weiterer Nachforschungen. Da bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts eine Gemeinschaft von neun Schutzjuden bestand, könnte dies daher schon vor 1800 erfolgt sein.

Auch über die eigentliche Geschichte des Friedhofs ist nur wenig bekannt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts muss sich die jüdische Gemeinde aufgrund der Wegzüge ihrer Mitglieder und der dadurch wegfallenden Gemeindebeiträge in finanziellen Nöten befunden haben, so dass wohl auch die Instandhaltung des Friedhofs in Gefahr war und man seitens der Gemeinde eine Übertragung an die Stadt erwog. Vorsteher Max Kychenthal erhielt deshalb am 7. Oktober 1915 von B. Bernhard den Hinweis, dass die jüdische Gemeinde Crivitz mit der Stadt Crivitz einen Vertrag zur Friedhofspflege geschlossen hatte und übersendete ihm das Formular als Beispiel. Dazu kam es jedoch zunächst nicht.

Die letzte Bestattung erfolgte dann im Jahr 1916. Nur ein Jahr später, genauer im Mai 1917, wurde der jüdischen Gemeinde von Goldberg seitens des Israelitischen Oberrats engültig die Auflösung nahe gelegt, womit auch die Zukunft des Friedhofs geklärt werden musste. Dieser wurde daraufhin zunächst von der Israelitischen Landesgemeinde übernommen. Das Restvermögen der Gemeinde Goldberg in Höhe von 1900 Mark sollte für die Pflege und Instandhaltung des Friedhofes verwendet werden. Die jüdische Gemeinde Güstrow, der sich die Goldberger Juden angeschlossen hatten, erklärt sich bereit, zukünftig ihren Leichenwagen kostenlos zur Verfügung zustellen.

Auch wenn die Bedeutung des Friedhofs für die hiesige jüdische Gemeinde spätestens mit Beginn des 20. Jahrhunderts abgenommen haben muss, vergaßen ehemalige Goldberger Juden diesen nicht und unterstützen dessen weitere Instandhaltung mit Spenden. So bestimmte der Kaufmann B. Bernhard in seinem Testament, dass 400 Mark für die Pflege der Gräber seiner Eltern und Großeltern aufgewendet werden sollen. Als ein Onkel des Adolf Salomon 1916 in New York verstarb, hinterließ dieser einen Betrag von 250 Dollar für die Gräberpflege in Goldberg.

Am 30. August 1918 zahlte die Gemeinde Goldberg jedoch die Ablösesumme der Grundmiete für das Friedhofsgrundstück Nr. 259 in Höhe von 117,50 Mark, womit das zu diesem Zeitpunkt 742 qm große und im Grundbuch der Stadt Goldberg Blatt Nr. 163 eingetragene Grundstück schließlich in das Eigentum der Gemeinde Goldberg überging.

Nach Kriegsende muss das Friedhofsgrundstück wieder in das Eigentum der Jüdischen Landesgemeinde zurückgeführt worden sein, denn es wurde 1950 für 400 Mark von dieser an die Stadt verkauft, die es bis 1953 wegen des schlechten Zustandes einebnete. Bis 1988 diente es als Garten und wurde noch vor der Wiedervereinigung mit einer Kaufhalle überbaut. Auch heute befindet sich dort noch ein Supermarkt.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 06.04.2017)
Quellen:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_Friedhof_(Goldberg)
  • Arlt, Klaus / Beyer, Constantin / Ehlers, Ingrid / Etzold, Alfred / Fahning, Kerstin Antje: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Wichern-Verlag, Berlin 1992
  • Landeshauptarchiv Schwerin: Rep. 5.12-7/12, Nr. 55 (Regierungskommissar beim Israelitische Oberrat); Rep. 10.72-3/1, Nr. 33 (Judenangelegenheiten der jüd. Gemeinden Meckl.-Schwerin)
  • Projekt Juden in Mecklenburg: Gesamtstammbaum der Mecklenburger Juden (GEDCOM)