Jüdischer Friedhof Brüel

Region: Ludwigslust-Parchim
Adresse: Brüel
Erhaltung: Geschlossener Friedhof mit Grabbestand
Erfasste Gräber, Grab- und Gedenksteine: 12

Geschichte des Friedhofs

Der jüdische Friedhof von Brüel ist heute noch inklusive eines eingeschränkten Gräberbestandes erhalten. Der kleine Friedhof befindet sich außerhalb von Brüel in einem Forst ca. 1 km südöstlich in Richtung Weitendorf und liegt dort versteckt in einem Kiefernwäldchen an einem nahen Teich.

Wann dieser Friedhof angelegt wurde und ob vor ihm bereits ein anderer existiert hat, ist nicht bekannt. Spätestens aber gegen Mitte oder Ende des 18. Jahrhunderts, als sich die ersten jüdischen Familien in Brüel etablierten, muss wohl die Notwendigkeit eines Friedhofs in Brüel bestanden haben. Möglicherweise wurden die Toten in den umliegenden Städten Sternberg oder Warin, in denen solche Friedhöfe bereits existierten, bestattet.

Das Grundstück des jetzigen Friedhofs befand sich laut Grundbuch seit dem 21. März 1844 im Eigentum der Brüeler Gemeinde, welche es zu diesem Zeitpunkt vermutlich von der Stadt gekauft hatte. Es ist zu vermuten, dass das Grundstück aber bereits seit 1820 als jüdischer Friedhof genutzt worden war, denn der älteste noch vorhandene Grabstein stammt aus diesem Jahr.

Aufgrund Mitgliederschwunds musste die jüdischen Gemeinde von Brüel schon 1913 aufgelöst werden. Mit dem Anschluss an die Schweriner Gemeinde erklärte sich der Vorstand der Beerdigungsgesellschaft in Brüel bereit, die Fürsorge und Verwaltung des jüdischen Friedhofs zu übernehmen. Daraufhin wurde er am 8. Mai 1915 in das Eigentum der Stadt Brüel überführt. Sie verpflichtete sich damit, dass der Begräbnisplatz auf immer im Besitz der Stadt Brüel verbleibt, nicht veräußert oder mit Kosten Dritter belastet werde, die Gräber und Wege zu erhalten und Verwilderungen zu beseitigen und den Friedhof auch weiterhin für Bestattungen auch ortsfremder Juden zur Verfügung zu stellen.

Das Friedhofsareal wurde in der Vergangenheit nachweislich verkleinert, ohne dass Rücksicht auf das ursprüngliche Bestattungsareal genommen wurde. Die heutige Größe der eingezäunten Friedhofsfläche beträgt bei den Kantenlängen von 15 Metern exakt 255 Quadratmeter und entspricht damit eindeutig nicht seiner ursprünglichen Fläche. Wann, durch wen und warum diese Verkleinerung erfolgte, ist nicht sicher. Es scheint jedoch so, als ob es bereits kurz vor dem Übergang des Friedhofs in den städtischen Besitz erfolgt sein muss. Allem Anschein nach könnte die Verkleinerung auf die Israelitische Gemeinde selbst und die Umstände ihrer Auflösung zurückzuführen sein.

Dem Friedhof war nach dem Besitzübergang kein Glück beschieden. Schon spätestens aus den 1920er Jahren des letzten Jahrhunderts sind Schändungen jüdischer Friedhöfe in Mecklenburg belegt, worunter sich wohl auch der Brüeler Friedhof befand. Denn anlässlich einer späteren Inspektion des Brüeler Friedhofs durch den Israelitischen Oberrat am 17. August 1938 stellte dieser schon umgefallene und zum Teil gewaltsam zertrümmerte Grabsteine fest, also noch vor den Verwüstungen zur „Reichskristallnacht“.

Zur Frage, ob der Friedhof während des NS-Regimes geschändet wurde, existieren widersprüchliche Angaben. Dass er nicht oder nicht restlos zerstört wurde, dürfte aber wohl nur dem Umstand zu verdanken sein, dass er zu abgelegen oder zu unbedeutend war und auch keine Juden in Brüel mehr ansässig waren.

Über sein Schicksal in der DDR-Zeit ist nur bekannt, dass er durch eine in der Nähe wohnende Familie gepflegt wurde.

Am 10. Januar 2001 und am 9. Februar 2001 wurde der Friedhof durch vier, zunächst unbekannte Täter geschändet. Dabei wurden die noch zehn vorhandenen Grabsteine und das Eingangstor mit Hakenkreuzen und SS-Runen beschmiert sowie ein Grabstein umgestoßen und die Umfriedung des Friedhofs beschädigt. Der Friedhof wurde anschließend auch mit Hilfe von Brüeler Bürgern wieder hergerichtet.

Auf dem Friedhof befinden sich heute noch neun intakte Grabsteine, ein zerbrochener, aber lesbarer Grabstein und ein nicht zuordenbares Bruchstück. Erkennbar sind insgesamt 31 Grabstellen. Aus einer früheren Fotodokumentation ergibt sich aber, dass es ursprünglich mindestens 32 Grabstellen gewesen sein müssen, deren Lage später offensichtlich zumindest teilweise verändert wurde.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 20.09.2015)
Quellen:

  • Borchert, Jürgen / Klose, Detlef: Was blieb... Jüdische Spuren in Mecklenburg, Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung GmbH, Berlin 1994
  • Francke, Norbert / Krieger, Bärbel: Die historischen Friedhöfe der jüdischen Mecklenburger: Fotodokumentation der Friedhöfe und Grabmale, Verein für jüdische Geschichte und Kultur in Mecklenburg und Vorpommern e.V., Schwerin
  • Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia: Die Juden von Brüel: Rekonstruktion einer Gemeinde, Cardamina-Verlag, Plaidt 2013
  • Landeshauptarchiv Schwerin: Rep 10.72-1, Nr. 54, Israelitischer Oberrat; Rep. 5.12-7/1, , Nr. 9053; Rep 10.72-3/1, Band 1.
  • Voß, Gerhard: Jüdische Friedhöfe in Mecklenburg – eine Bestandsaufnahme, Studienhefte zur Mecklenburgischen Kirchengeschichte, Heft 1 (1993), S. 5-15