Jüdischer Friedhof Dömitz
Region: Ludwigslust-Parchim
Adresse: Dömitz, Am Zollstangen 11A
Erhaltung: Gedenkstätte mit Grabsteinbruchstücken
Geschichte des Friedhofs
Es ist unbekannt, ob es in der Stadt Dömitz während der ersten Phase der jüdischen Besiedlung Mecklenburgs bereits eine jüdische Gemeinde und dementsprechend einen jüdischen Friedhof gegeben hat. Der heute bekannte Friedhof stammt erst aus der Zeit nach der jüdischen Wiederbesiedlung und muss zwischen 1820 und 1830 in südlicher Richtung außerhalb der Stadt auf einem flachen Hügel angelegt worden sein und befindet sich heute hinter der Mühlenstraße am Zollstangen am südöstlichen Rand der heutigen Stadt. Seine ursprüngliche Größe soll etwa 1200 qm betragen haben.
Über die Geschichte des Friedhofs ist außerordentlich wenig bekannt. Die vermutlich letzte Bestattung, der Dömitzer Händler David Wolffenstein, muss schon vor 1933 stattgefunden haben. Dennoch wurde er noch bis 1938 gepflegt. Zur „Reichskristallnacht“ am 9./10. November 1938 soll der Friedhof zumindest teilweise verwüstet und danach vernachlässigt worden sein. Ab August 1944 könnten auf dem Friedhofsgelände durch die Dömitzer Fabrik zur Verwertung chemischer Erzeugnisse Splitterschutzgräben angelegt worden sein. Zwar hatte die Firma die Genehmigung dazu erhalten, jedoch ist unklar, ob dies auch in die Tat umgesetzt wurde.
Schon 1947 wurde auf Initiative der Dömitzer Stadtverordnetenversammlung beschlossen, den Friedhof wieder in einen würdigen Zustand zu versetzen. Die eigentliche Instandsetzung erfolgte dann 1951 unter Mithilfe von etwa 50 Dömitzern: Dabei wurde ein Obelisk errichtet, die Umzäunung erneuert und einige wenige Grabsteine wieder aufgerichtet.
Zu DDR-Zeiten war der Friedhof teil der Theodor-Körner-Kaserne der Grenztruppen, lag damit in einem Sperrgebiet. Der Zugang für die Öffentlichkeit war damit bis 1990 verwehrt. Nach 1979 wurde der Friedhof eingeebnet, vier Grabsteine zu einem Mahnmal aufgestellt und darauf zusätzlich eine Gedenktafel angebracht. 1988 waren noch einige Fundamente von Einfriedungen vorhanden. Ein Eisentor mit Davidstern bildete den Eingang zum immer noch in der Originalgröße vorliegenen Friedhofsgrundstück. Nach der Wiedervereinigung war der Friedhof dann bis 1991 Teil der Bundeswehrkaserne Dömitz.
Der heute frei zugängliche und mit einem modernen Zaun umgebene Friedhof stellt nun nur die Hälfte der ursprünglichen Fläche dar, wobei die Verkleinerung nach der Wiedervereinigung erfolgt sein muss. Er ist in einem gepflegten Zustand, es sind allerdings keinerlei Gräber mehr erkennbar. Wenige Grabsteinstücke sind lediglich am Obelisken in vermauerter Form vorhanden.
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 02.03.2017)
- Arlt, Klaus / Beyer, Constantin / Ehlers, Ingrid / Etzold, Alfred / Fahning, Kerstin Antje: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Wichern-Verlag, Berlin 1992
- Borchert, Jürgen / Klose, Detlef: Was blieb... Jüdische Spuren in Mecklenburg, Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung GmbH, Berlin 1994
- Brocke, Michael / Ruthenberg, Eckehart / Schulenburg, Kai Uwe: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin), Institut Kirche und Judentum, Berlin 1994
- Scharnweber, Jürgen: Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Dömitz, Stadt Dömitz (Hrsg.): 775 Jahre Dömitz: Was zu Häusern und Plätzen zu erzählen ist - eine Wanderung durch 775 Jahre Dömitzer Stadtgeschichte, Verlag Geiger, Dömitz 2012, S. 237
- Voß, Gerhard: Fotodokumentation jüdischer Friedhöfe in Mecklenburg, 1986-2004