Neuer Jüdischer Friedhof Ribnitz

Region: Vorpommern-Rügen
Adresse: Ribnitz-Damgarten, Mühlenberg 9 (am Schleusenberg)
Erhaltung: Gedenkstätte mit geringem Grabsteinbestand

Geschichte des Friedhofs

Die Stadt Ribnitz verfügte bereits 1755 über einen eigenen jüdischen Friedhof, den Alten Friedhof. 1874 wurde in unmittelbarer Nähe des Alten Friedhofs ein Gymnasium, das heutige Richard-Wossidlo-Gymnasium, errichtet. Da man es wohl unpassend fand, in direkter Nähe einer Schule einen Friedhof zu haben, wurden in den 1920er Jahren die Grabsteine umgesetzt. Dazu war auf dem neuen städtischen Friedhof am Schleusenberg eigens ein Areal abgegrenzt und bereits 1885 eingeweiht worden. Der neue jüdische Friedhof lag inmitten dieses städtischen Friedhofes. Seit 1920er fanden aber auch dort keine Begräbnisse mehr statt und der neue Friedhof verwilderte.

In der aufgeheizten Atmosphäre nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg in Deutschland wurden neben den linken politischen Kräften auch die Juden für die Niederlage verantwortlich gemacht. Es kam dadurch zum Anwachsen antisemitischer Tendenzen in der deutschen Bevölkerung und zu zahlreichen Schändungen jüdischer Friedhofe auch in Mecklenburg. So blieb auch der Ribnitzer Friedhof davon nicht verschont. Schon im Mai 1924 wurden Grabsteine umgeworfen. Am 1. Februar 1932 kam es zu einer weiteren Schändung. Zwei Schüler im Alter von 10 und 12 hatten die Grabsteine mit Hakenkreuzen und Hetzsprüchen beschmiert, waren dazu allerdings von deren älteren Bruder angestiftet worden, der Mitglied der SA war. Nach der „Reichskristallnacht“ 1938 wurde der alte jüdische Friedhof auf Veranlassung der Behörden eingeebnet. Der neue Friedhof wurde später gleichfalls abgeräumt. Beide Friedhöfe waren später im Eigentum der Stadt.

Das Areal des Neuen Jüdischen Friedhofs wurde in den 1950/1960er Jahren nochmals beräumt. Heute befindet sich dort eine kleine Gedenkstätte mit zwei erhaltenen Grabsteinen des Alten Friedhofs. Das Finanzministerium von Mecklenburg-Vorpommern übereignete im September 1996 die Grundstücke der beiden ehemaligen jüdischen Friedhöfe von Ribnitz dem Landesverband der jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern. Doch auch danach kam es nochmals zu einer Schändung, als am 8. November 2007 die wenigen Grabsteine abermals mit Hakenkreuzen beschmiert wurden.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 19.07.2016)
Quellen:

  • http://www.alemannia-judaica.de/ribnitz-damgarten_friedhof.htm
  • Donath, Leopold: Geschichte der Juden in Mecklenburg von den ältesten Zeiten (1266) bis auf die Gegenwart (1874), Verlag Oskar Leiner, Leipzig 1874
  • Kühl, Paul: Die Juden und ihre Einbürgerung in Ribnitz, Kapitel 30 der Geschichte der Stadt und des Klosters Ribnitz, BS-Verlag, Rostock 2004