Jüdischer Friedhof Neukalen

Region: Mecklenburgische Seenplatte
Adresse: Neukalen
Erhaltung: Geschlossener Friedhof mit geringem Grabsteinbestand

Geschichte des Friedhofs

Mangels Hinweise auf eine jüdische Gemeinde in der Stadt Neukalen aus der Zeit der jüdischen Erstbesiedlung Mecklenburgs können derzeit auch keine Aussagen zur eventuellen Existenz eines damaligen jüdischen Friedhofs gemacht werden. Wann genau der heute bekannte Friedhof in Neukalen nach der jüdischen Wiederbesiedlung angeschafft wurde, ist ebenso unbekannt. Vermutungen des Neukalener Heimatvereins zufolge dürfte dieser aber erst nach 1765 angelegt worden sein. Dies wird aus einem Antrag auf Vergrößerung des damals bereits existierenden Friedhofs um 70 qm beim Magistrat aus dem Jahr 1829 geschlussfolgert. Aus dieser ältesten Erwähnung des Friedhofs geht auch hervor, dass das Grundstück wie üblich zunächst nur von der Stadt gepachtet war. Der in den „Judentannen“ (heute Warsower Tannen) gelegene Friedhof entsprach mit seiner Größe von etwa 440 qm, ursprünglich 36 Quadratruten, vielen ehemaligen jüdischen Friedhöfen in den Mecklenburger Landstädten.

Der Friedhof wurde erst im Jahr 1899 wieder aktenkundig. Mit der Gemeindeauflösung in diesem Jahr und einer mit dem Magistrat abgeschlossenen Vereinbarung verpflichtete sich die Stadt Neukalen zur Übernahme des Grundstücks. Eigens dafür wurde im Juni 1899 die Einfriedung erneuert und der Friedhof am 22. August 1899 an die Stadt übergeben. In der Folgezeit kümmerte sich Frau Löwi noch um die Wege, was schließlich nach ihrem wohl unfreiwilligen Wegzug im Jahr 1935 unterblieb. Im März 1938 sah der Friedhof mit der Beisetzung der Amalie Salender die letzte Bestattung. 1939 wurde der Friedhof geschändet, als Jugendliche Grabsteininschriften unleserlich machten und Steine umstürzten.

In der Nachkriegszeit verfiel der Friedhof noch weiter und einige Grabsteine sollen später zweckentfremdet worden sein. Erst 1988 befreite eine Schulklasse den Friedhof von Unkraut und legte Grabsteine wieder frei. Nach der Wiedervereinigung 1991 übernahm die Jüdische Landesgemeinde Mecklenburg den Friedhof und richtete ihn wieder her. Auch wenn der jüdische Friedhof nun offiziell unter Denkmalschutz steht, scheint seit dem wenig zur Erhaltung getan worden zu sein, denn er ist heute in einem bedauernswerten Zustand. Davon abgesehen, dass dieser völlig verwildert ist, besteht auch zusätzlich die Gefahr, dass die wenigen noch vorhandenen Grabsteine abhanden kommen oder zerfallen.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 01.02.2016)