Graal-Müritz

Zur jüdischen Geschichte von Graal-Müritz


Das heutige Seeheilbad Graal-Müritz entstand erst im Jahre 1938 aus dem Gemeinden Graal und Müritz. Wie viele andere Ortschaften an der Ostseeküste erlangten auch Graal und Müritz im Rahmen der im 19. Jahrhundert aufkommenden Badekultur schon früh größere Bedeutung, vor allem als Kur- und Urlaubsort. Eine jüdische Gemeinschaft oder gar Gemeinde im herkömmlichen Sinne wie in den Mecklenburger Landstädten hat es hier deshalb nie gegeben. Dennoch liegen zumindest ab 1920 Nachweise für zwei Einwohner mit Bezug zum Judentum im damaligen Graal vor.

Ab 1920 war im Sanatorium für innere und Nervenkrankheiten „Sonnenhof“ in Graal der jüdische Arzt Dr. med. Julius Felix Salinger tätig und ansässig. Ab dem 1. Mai 1924 übernahm er den Posten des leitenden Sanatoriumsarztes. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus wurde auch ihm wie üblich das Leben schwer gemacht. Bereits im April 1933 verlor er zwar seine Zulassung bei den gesetzlichen Krankenkassen, durfte jedoch weiterhin jüdische Patienten behandeln. Er verließ Graal jedoch schon 1934 in Richtung Berlin, obwohl er hier noch Grundbesitz hatte. Von Berlin aus gelang ihm 1937 die Flucht über London nach Kapstadt und rettete so zumindest sein Leben.

Als im Jahr 1935 das Gauamt für Kommunalpolitik der NSDAP-Gauleitung Mecklenburg-Lübeck zwecks Überblicks über die zu schließenden jüdischen Friedhöfe im Lande im Rahmen eines Rundschreibens vom 20. Juni 1935 auch eine entsprechende Anfrage nach Graal stellte, wurde mitgeteilt, dass hier kein jüdischer Friedhof existiere, darüber hinaus lediglich eine „Halbjüdin“ ein Pensionat bewirtschafte. Ihr Name und ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 05.07.2017)
Quellen:

Jüdische Bevölkerungsentwicklung in Graal-Müritz


Jüdische Bevölkerungsentwicklung in Graal-Müritz

Familien mit Bezug zu Graal-Müritz


Salinger