Zarrentin am Schaalsee

Zur jüdischen Geschichte von Zarrentin am Schaalsee


Die heutige Stadt Zarrentin am Schaalsee, lange Zeit nur Zarrentin genannt, erhielt erst 1938 das Stadtrecht. Trotz des hier schon im Mittelalter begründeten Zisterzienserinnenklosters hatte Zarrentin stets die wirtschaftlich geringe Bedeutung eines Dorfes, was die Ansiedlung von Juden während des Mittelalters äußerst unwahrscheinlich erscheinen lässt.

Ob und wann sich die Schutzjuden in Zarrentin in der Zeit nach der jüdischen Wiederbesiedlung niederlassen durften, liegt derzeit im Dunkeln. Der Ort ist bereits in der landesweiten Schutzjudenliste aus dem Jahr 1760 nicht enthalten, die den gesamten Zeitraum von 1749 bis 1760 abdeckt. Auch in den späteren überregionalen Schutzjudenlisten von 1811 und 1824/25 wird der Ort nicht erwähnt. Es gibt auch keine Hinweise auf eine jemals existierende Meldeliste der angenommenen erblichen Familiennamen bei den hiesigen Juden, die das 1813 erlassene Emanzipationsedikt von allen Mecklenburger Juden gefordert hatte.

Der frühester und derzeit auch einzige Nachweis für eine jüdische Familie in Zarrentin stammt aus dem Jahr 1824. Spätestens in diesem Jahr ließ sich hier der Arzt Dr. Friedrich Ludwig Jaffe mit seiner Ehefrau Doris geb. Wolf nieder, nachdem er zunächst mindestens vier Jahre in Boizenburg an der Elbe tätig gewesen war und anschließend in Zarrentin die Stelle des Amtsarztes übernommen hatte. Ursprünglich entstammte Jaffe einer alteingesessenen jüdischen Familie aus Schwerin. Sein Großvater war der bekannte Oberrabbiner von Mecklenburg, Marcus Lazarus Jaffe. Sehr wahrscheinlich war die Familie zum christlichen Glauben übergetreten. Das dritte Kind des Paares, der spätere Dr. med. Christian Jaffe, kam hier zur Welt. Die Familie verließ dann zu einem unbekannten Zeitpunkt Zarrentin in Richtung Gadebusch.

Einen jüdischen Friedhof, eine Synagoge oder eine eigenständige jüdische Gemeinde hat es in Zarrentin nie gegeben. Ob es hier zur Machtergreifung der Nationalsozialisten noch Personen gab, die nach nationalsozialistischen Kriterien als Juden angesehen wurden, bedarf weiterer Klärung.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 20.06.2017)
Quellen:

  • Francke, Norbert / Krieger, Bärbel: Die Familiennamen der Juden in Mecklenburg: Mehr als 2000 jüdische Familien aus 53 Orten der Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz im 18. und 19. Jahrhundert. Schriften des Vereins für jüdische Geschichte und Kultur in Mecklenburg und Vorpommern e. V., Verein für jüdische Geschichte und Kultur in Mecklenburg und Vorpommern e.V., Schwerin 2001
  • Landeshauptarchiv Schwerin: Rep. 2.12.-4/5, Nr. 241, 632, 665 (Judenangelegenheiten)
  • Projekt Juden in Mecklenburg: Gesamtstammbaum der Mecklenburger Juden (GEDCOM)

Jüdische Bevölkerungsentwicklung in Zarrentin am Schaalsee


Jüdische Bevölkerungsentwicklung in Zarrentin am Schaalsee

Familien mit Bezug zu Zarrentin am Schaalsee


Jaffe, Mielke, Wolf

Veröffentlichungen zu den Juden von Zarrentin am Schaalsee


Publikationen


  • Adreßbücher über und für den Gewerbe- und Handelsstand der Großherzogthümer Mecklenburg-Schwerin und Strelitz
  • Mercantilisches Addreßbuch der Großherzogthümer Meckl.-Schwerin u. -Strelitz, worin: die Addressen der Magistratspersonen der Städte, der weltlich obrigkeitlichen Beamten der Flecken, der Accise- und Postbeamten, fremden Consuls, Advocaten, Apotheker, Kaufleute, Fabrikanten, Manufacteurs, Buchhändler, Gasthofinhaber und anderer dazu qualificirende Handels- oder industrielle Geschäfte treibende Leute in den Großherzopthümern, wie auch: bei jedem entsprechenden Orte Angabe seiner Wolkszahl, Meilenzeiger, Notizen über Schiffs-, Fuhrgelegenheiten etc.
  • Buddrus, Michael / Fritzlar, Sigrid: Die Städte Mecklenburgs im Dritten Reich: ein Handbuch zur Stadtentwicklung im Nationalsozialismus, ergänzt durch ein biographisches Lexikon der Bürgermeister, Stadträte und Ratsherren